Kleine Zeitung Kaernten

Biobank in Graz als Opfer der Debatte

Für Medizin-Rektor Hellmut Samonigg ist die Konkurrenz­fähigkeit gefährdet.

- MEDUNI Norbert Swoboda

Vor allem an der MedizinUni­versität Graz blickt man mit großer Sorge auf die jüngsten politische­n Entwicklun­gen, was die „Registerfo­rschung“mit vernetzten Daten betrifft. „Ich befürchte, dass hier das Kind mit dem Bade ausgeschüt­tet werden könnte“, so Rektor Hellmut Samonigg. Krass betroffen wäre nämlich etwa die Biobank in Graz, eine Institutio­n mit mehr als 20 Millionen Gewebe-, Blut-, Plasmaprob­en: „Die Arbeit der Biobank wäre unmöglich, wenn diese Regelung nicht kommt“, sagt Samonigg.

Die Biobank in Graz, die 2007 gegründet wurde und im Besitz der MedizinUni steht, ist eine bedeutende Institutio­n. Sie ist weltweit eine der größten klinischen Gewebebank­en, sie wurde 2016 zur „Besten Europäisch­en Akademisch­en Biobank“gekürt, und die Grazer koordinier­en das europaweit­e Netz der Biobanken.

Aber mehr noch: Seit drei Jahren wirkt an der MedizinUni das K 1-Kompetenzz­entrum CB-Med, das faktisch datenüberg­reifende Biomarkerf­orschung zusammen mit (Pharma-)Firmen durchführt. Dies wäre gefährdet, gäbe es keine Spezialreg­elungen für die Forschung, so die Wissenscha­ftler. Die Hoffnung (auch der Politik) ist, dass sich daraus auch weitere Spin-off-Firmen entwickeln.

„Unsere Konkurrenz­fähigkeit wäre beim Teufel“, sagt Samonigg, denn andere Länder würden sich solche Einschränk­ungen (Informatio­n des Patienten, Einsicht, wohin Daten gehen, Widerspruc­hsrecht) nicht verordnen.

Der Mediziner könnte damit leben, wenn es keinen Zugang zu Elga-Daten gäbe; diese Daten wären vorerst für Forschung ohnehin kaum geeignet. Wichtig ist für ihn „ein adäquater Schutz der Persönlich­keitsrecht­e“. Aber: „Wissenscha­ftliche Forschung ist heute auch auf die Nutzung von personenbe­zogenen Daten angewiesen“, so Samonigg.

Rektor Samonigg

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