Kleine Zeitung Kaernten

Montenegro: Das ganze Land

Im Land der schwarzen Berge versucht ein Langzeitre­gent sein Comeback: Morgen stellt sich Milo Djukanovi´c wieder als Präsident zur Wahl.

- Von Manuela Swoboda Djukanovic´ ist aber

Als er 1991 zum ersten Mal Montenegro­s Premier wurde, gab im Weißen Haus in Washington George Bush Senior den Ton an, die Sowjetunio­n war noch nicht ganz am Ende und Smartphone­s waren Science-Fiction. Milo Djukanovic´ war mit 29 Jahren der jüngste Premier Europas.

1997 schaffte er es, sich und Montenegro vom serbischen Präsidente­n Slobodan Miloˇsevic´ loszusagen – nicht leicht in einem Land mit einer großen proserbisc­hen Bevölkerun­gsgruppe. Als Präsident trieb er dann die montenegri­nische Autonomie voran. Er ist der Mann, der Montenegro 2006 nach einem Referendum ohne Krieg in die Unabhängig­keit von Serbien führte und damit die Balkan-Regel widerlegte, wonach der sicherste Weg zum Krieg die Abhaltung eines Referendum­s zur Unabhängig­keit sei.

Seit einem Vierteljah­rhundert, nur mit einer kurzen Unterbrech­ung, ist Milo Djukanovic´ nun also entweder Premier oder Präsident Montenegro­s. Die politische­n Verhältnis­se in Montenegro sind überschaub­ar.

Das Präsidente­namt hatte Djukanovic´ zwischen 1998 und 2002 inne. Zuletzt war er bis Oktober 2016 Premier Montenegro­s, doch nach den Parlaments­wahlen im gleichen Jahr übergab er das Amt an seinen Vertrauten Duˇsko Markovic´.

An diesem Sonntag will der 56-Jährige nun also sein Comeback als Präsident feiern. Der Chef der regierende­n Demokratis­chen Partei der Sozialiste­n (DPS) steuert laut Umfragen auf einen sicheren Wahlsieg zu. Die Chancen stehen gut, dass er schon im ersten Durchgang gewinnt. Zur Wahl stehen sieben Personen, mit Draginja Vuksanovic´, der Kandidatin der opposition­ellen Sozialdemo­kratischen Partei SDP, bewirbt sich zum ersten Mal auch eine Frau. Doch gegen den Zwei-MeterHünen kommt innenpolit­isch niemand an, so scheint’s.

Auf außenpolit­ischer Ebene wechselt Djukanovic´ gern seine Verbündete­n. Waren es zunächst die russischen Oligarchen, denen 30 Prozent aller Immobilien an der montenegri­nischen Küste gehören, gibt sich Montenegro mit seinem Anführer Djukanovic´ heute als Liebling des Westens. Die Liebe zu den Russen erkaltete mit der Krise in der Ukraine, als Montenegro den Sanktionen der EU gegenüber Moskau zustimmte. Die Beziehung endete – vorläufig –, als die Nato dem kleinen Adriastaat die offizielle Beitrittse­inladung schickte. Vorigen Juni trat Montenegro trotz heftigster Gegenwehr Russlands schließlic­h der Nato bei.

nicht nur ein gewiefter Politiker, er ist auch ein gerissener Geschäftsm­ann. Wegen Zigaretten­schmuggels in den 1990er-Jahren ermittelte­n die italienisc­hen Behörden sieben Jahre lang gegen ihn. 2009 wurde das Verfahren eingestell­t. Djukanovic´s Familie kontrollie­rt seit 2006 die privatisie­rte Prva Banka, die mit Steuergeld­ern saniert wurde. Das „Forbes“-Magazin schätzte 2017 das Vermögen der Familie Djukanovic´ – dazu gehören auch sein Bruder Aco und seine Schwester – auf 167 Millionen Dollar.

„Djukanovic´ ist der letzte Oligarch in diesem Teil Europas“, sagt Zˇeljko Ivanovic´. Er ist CEO der Zeitung „Vijesti“(„Nachrichte­n“), der wichtigste­n Opposition­szeitung in dem Balkanland, an der auch die Styria Media Group mit 25 Prozent beteiligt ist. Die Tageszeitu­ng und der TV-Sender „Vijesti“sind das größte unabhängig­e und prowestlic­he Medienhaus in Montenegro. Mehrmals wurden am Gebäude des Konzerns Bombenansc­hläge verübt, Journalist­en und der CEO des Hau-

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