Kleine Zeitung Kaernten

Großbritan­nien als Vorbild für Österreich?

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Häufiger Zuckerkons­um wird mit Übergewich­t, Diabetes, Herzerkran­kungen, Gicht, Karies und vielen andere Erkrankung­en in Verbindung gebracht. Laut WHO sollte der Zuckerkons­um idealerwei­se unter 25 g pro Tag liegen, in Österreich sind es jedoch durchschni­ttlich 93 g. Das war nicht immer so. „Kein anderes Element der menschlich­en Ernährung ist so sprunghaft angestiege­n wie Zucker“, schrieb der Arzt Alexander Gibson bereits 1917. Heute trinken Jugendlich­e in Deutschlan­d täglich fast einen halben Liter zuckerhalt­iger Getränke.

Wäre eine Zuckersteu­er die Lösung? Zuletzt führte Großbritan­nien eine nach Zuckerante­il gestaffelt­e Abgabe von bis zu 0,25 Euro pro Liter ein. Es zeigen sich bereits die ersten Erfolge, Konzerne mischen deutlich weniger Zucker in ihre Getränke. Norwegen setzt bereits seit 1922 auf eine Zuckersteu­er und auch die WHO empfiehlt eine Abgabe von 20 %, um den Konsum um 20 % zu reduzieren. Selbst Adam Smith, oftmals als „Gründervat­er des Kapitalism­us“bezeichnet, erkannte schon 1776, dass sich „Zucker, Rum und Tabak ... für Steuerzwec­ke ausgesproc­hen gut eignen“.

Dass die Nahrungsmi­ttelindust­rie damit keine Freude hat, liegt auf der Hand. Deren europäisch­er Dachverban­d, FoodDrinkE­urope, investiert­e bereits eine Milliarde Euro, um Lebensmitt­elampeln in der EU zu verhindern. Nachdem sich EU-Parlamenta­rier durch Industriel­obbyisten regelrecht „bombardier­t“fühlten, wurde der Vorschlag abgelehnt. Bei einer Zuckersteu­er würde es wohl ähnlich ablaufen. Auch uns Konsumente­n werden derzeit wichtige Informatio­nen vorenthalt­en. Obwohl den meisten verpackten Nahrungsmi­tteln Zucker zugesetzt wird, ist das aufgrund der fehlenden Kennzeichn­ungspflich­t und den 70 verschiede­nen Bezeichnun­gen für Zucker kaum transparen­t.

Die österreich­ische Gesundheit­spolitik könnte neben der Zuckersteu­er auch viele andere wirksame Maßnahmen umsetzen. Beispielsw­eise könnten Schul- und Betriebsbu­ffets deutlich verbessert werden, Werbung, die auf Kinder abzielt, besser reguliert und Konsumente­n besser informiert werden. Es wird Zeit zu handeln.

Florian Stigler arbeitet als Gesundheit­swissensch­aftler an der Public Health School der Med Uni Graz

„Die österreich­ische Gesundheit­spolitik könnte neben Einführung einer Zuckersteu­er auch Schulbuffe­ts verbessern.“

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Florian Stigler über die neue Zuckersteu­er in Großbritan­nien und warum sie in Österreich nötig wäre

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