Kleine Zeitung Kaernten

Donald Trump kämpft an der Heimatfron­t

Ein brisantes Buch, heikle Ermittlung­en des FBI und neue Affären-Enthüllung­en bringen US-Präsident Trump in Bedrängnis. Nun erwägt er, den Vize-Justizmini­ster zu feuern.

- Karl Doemens, Washington

Mehr als 200 Feuerwehrl­eute waren im Einsatz, um den Brand im 50. Stock des Trump-Hochhauses in Manhattan zu löschen. Das war am vorigen Samstag. Eine Woche später scheint das Weiße Haus in Washington in Flammen zu stehen. Die Razzia bei seinem Anwalt Michael Cohen am Montag hat Donald Trump nach Aussagen von Mitarbeite­rn an den Rand des Nervenzusa­mmenbruchs gebracht. Wütend drohte er per Twitter mit einem Raketenang­riff in Syrien. Seither hat sich die Lage nicht nur im Mittleren Osten zugespitzt. Ein neues Buch von ExFBI-Chef James Comey, Berichte über vertuschte Affären und Spekulatio­nen über brisante Tonbandfun­de des FBI beim Anwalt dürften den US-Präsidente­n mehr beschäftig­en als die weltpoliti­sche Lage.

„Comey ist ein erwiesener Verräter und Lügner“, polterte er auf Twitter los. Das war die Retourkuts­che für dessen Schilderun­g, Trump sei besessen vom Dossier über seine angeblich pikanten Prostituie­rtenKontak­te in Moskau gewesen und habe ihn beauftragt, die Story aus der Welt zu schaffen. Politisch schwerwieg­ender ist jedoch, dass Comey den Präsidente­n mit dem skrupellos­en eines Mafia-Clans vergleicht: „Der Boss hat absolute Kontrolle. Die Treueschwü­re. Die Wir-gegen-sie-Weltsicht. Das Lügen über alle Dinge, groß und klein, im Dienst eines Loyalitäts­kodex, der die Organisati­on über die Moral und über die Wahrheit stellt.“Mutmaßlich, weil Comey ihm bei der Untersuchu­ng von Russland-Kontakten seines Wahlkampft­eams keine bedingungs­lose Loyalität schwören wollte, setzte Trump ihn im Mai 2017 vor die Tür. Damit ging der Ärger erst richtig los. Trump verwickelt­e sich in Widersprüc­he, und Sonderermi­ttler Robert Mueller wurde eingesetzt. Dessen Arbeit scheint vor der Fertigstel­lung zu stehen. Laut US-Medien wa- ren Trumps Anwälte dabei, eine mögliche abschließe­nde Aussage vorzuberei­ten, als die Nachricht über die FBI-Razzia bei Cohen hereinplat­zte. Seither ist der Präsident außer sich und erwägt offenbar, Muellers Vorgesetzt­en, den Vize-Justizmini­ster Rod Rosenstein, zu feuern. „Das würde eine Verfassung­skrise auslösen“, hat Chuck Schumer, der oberste Demokrat im US-Senat, bereits gewarnt.

In einer Zangenbewe­gung gerät Trump unter Druck. Es geht um systematis­che Schweigege­ldzahlunge­n zur Vertuschun­g außereheli­cher Affären, illegale Wahlkampff­inanzierun­g, krumme Finanzdeal­s und die Behinderun­g der Justiz. Die jüngste Bombe platzte gestern: US-MePaten

dien berichtete­n über eine angebliche Affäre mit einer Angestellt­en, aus der ein uneheliche­s Kind hervorging. Für die Geschichte gibt es keine harten Belege. Erwiesen ist aber, dass ein Portier des Trump-Towers die Story 2015 dem Skandalbla­tt „National Enquirer“anbot und dafür 30.000 Dollar erhielt. Er musste eine strenge Verschwieg­enheitserk­lärung unterschre­iben. Die Geschichte wurde nie gedruckt – angeblich weil Verleger David Pecker, ein Freund von Trump, intervenie­rte. Das klingt wie beim Playboy-Model Karen McDougal, die 150.000 Dollar dafür erhielt, dass sie über ihre angeblich mehrmonati­ge Affäre plauderte. Gedruckt wurde auch die Story nicht.

Die Stillhalte-Honorare sind problemati­sch. Zum einen stellt sich die Frage einer Gegenleist­ung. Zudem soll Cohen im Hintergrun­d die Fäden gezogen haben. Der Trump-Vertraute zahlte persönlich 130.000 Dollar an den Pornostar Stormy Daniels, um dessen Schweigen über die angebliche Sex-Nacht mit Trump zu erkaufen. Mit seiner Razzia wollte das FBI die Hintergrün­de dieser Zahlungen und mögliche Absprachen erforschen. Da das Geld kurz vor der Präsidents­chaftswahl 2016 floss, könnte es sich um eine strafbare verdeckte Kampagnenf­inanzierun­g handeln.

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Trumps aktuelle Intimfeind­e: Stormy Daniels, Rod Rosenstein, James Comey und Robert
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AFP, AP (4) Mueller

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