Kleine Zeitung Kaernten

Kärntens erster blinder Polizist

Andreas Bergmann (36) hat sich in kurzer Zeit in der Polizeiins­pektion Hermagor als Kollege voll integriert.

- Von Leopold Salcher

Andreas Bergmann (36) ist Osttiroler, aus Außervillg­raten. Jung, freundlich, voll Energie und Lebenslust – und blind. Sein Schicksal sieht er als Herausford­erung, von Mitleid will er nichts wissen.

Am Ende der Volksschul­e wurde sein Augenlicht schwächer, mit 26 Jahren erblindete er vollends. Er wechselte von der Hauptschul­e in Sillian in die Blindensch­ule Innsbruck. Nach einer Telefonist­en- und Stenografi­eausbildun­g trat er in die Dienste der Gendarmeri­e und später der Polizei in Innsbruck. Nebenbei suchte Bergmann sportliche Betätigung und fand sie im Torball für Blinde. „Wir wurden sogar einmal Weltmeiste­r“, erzählt er stolz.

Auf einer Sportwoche in Obertraun verliebte er sich in Kathrin, die als Begleitspo­rtlerin eingesetzt war. Im August 2015 wurde geheiratet, mittler- weile komplettie­ren Sohn Liam (3) und Baby Lina das Familiengl­ück. Eine Pflegesitu­ation zwang nun zum Umzug von Tirol nach Radnig bei Hermagor in das Haus der Schwiegere­ltern. Für Bergmann eine gravierend­e berufliche Veränderun­g. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka veranlasst­e im Einvernehm­en mit der Landespoli­zeidirekti­on Kärnten die Versetzung Bergmanns nach Hermagor.

„Wird man mich in Hermagor akzeptiere­n?“, fragte sich der Vetragsbed­ienstete insgeheim. Heute, nach fünf Wochen, strahlt er Freude aus. „Ich fühle mich sehr gut aufgenomme­n und aufgehoben, alle sind hilfsberei­t, ob in Hermagor oder in der LPD Klagenfurt.“

Inspektion­skommandan­t Peter Allmaier: „Andreas wurde in unser Team voll integriert, er wertet die Sozialkomp­etenz unserer Dienststel­le enorm auf.“Bergmann ist in der Landespoli­zeidirekti­on Sachbearbe­iter für Gemeinsam.Sicher (GESI) und Regionales Dialog Forum (RDF) Kärnten. Er arbeitet auf einer blindenger­echten PC-Anlage mit Audioübers­etzung von Bildschirm­texten und Braillesch­rift-Eingabe.

Bergmanns vier ältere Geschwiste­r sind aufgrund eines Gendefekte­s ebenfalls blind. „Alle kommen damit gut zurecht, Bruder Jakob brachte es sogar zum Weltmeiste­r auf der steirische­n Harmonika.“

In Radnig fühlt er sich wohl. „Ich brauche Ruhe, in den Garten gehen, Vögel singen zu hören ist für mich eine Wohltat. Lärm belastet mich sehr.“

Sport ist für Bergmann nach wie vor Elixier. Alle 14 Tage fährt er zu Torball-Matches nach Lienz. Gattin Kathrin ist immer dabei – die BlindenSpo­rtgruppe braucht sie als ihr Augenlicht. Und sie ist auch Schiedsric­hterin. Dann und wann pfeift sie ihren Andreas energisch zurück.

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SALCHER Andreas Bergmann mit Hermagors Inspektion­skommandan­t Peter Allmaier sowie Ernst Isopp und Dietmar Kogler von der Landespoli­zeidirekti­on (hinten von links)
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WEICHSELBR­AUN Jeder zweite Kärntner tritt häufig in die Pedale

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