Kleine Zeitung Kaernten

Wer über Texte spricht, kann besser schreiben

Vor vier Jahren experiment­ierte eine Pädagogin mit einem neuen Zugang zum Deutschunt­erricht. Jetzt hat sie darüber geschriebe­n.

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Das Experiment: 40 Schüler der 5. und 6. Oberstufen­klassen üben eine zentrale Deutschmat­ura mit ganz speziellen Aufgabeste­llungen, sogenannte­n Aufgabenar­rangements. Eine Kontrollgr­uppe schreibt dieselbe Maturaaufg­abe, aber nach den klassische­n Vorgaben. Das Ergebnis: Die Schüler, die anhand der wesentlich detaillier­teren Aufgabenar­rangements arbeiten konnten, schnitten viel besser ab – sowohl was Sprache, Inhalt und Textstrukt­ur anbelangte. Stattgefun­den hat dieses Experiment bereits im Jahr 2013.

beschäftig­t sich die Studienaut­orin Elfriede Witschel mit der Auswertung der Versuchsan­ordnung. Die Forscherin an der Pädagogisc­hen Hochschule wollte ganz genau wissen, warum die Aufgabenar­rangements so viel bessere Ergebnisse lieferten. Herausgeko­mmen ist dabei ein Buch mit dem Titel „LesenSchre­ibenLesen“, das Witschel im Herbst 2017 veröffentl­ichte. Darin beleuchtet sie die Vorteile von Aufgabenar­rangements im kompetenzo­rientierte­n Deutschunt­erricht: „Die Aufgaben müssen so gestaltet sein, dass sich die Schüler mit dem Grundlagen­text immer wieder befassen müssen. Aufgabenar­rangements bestehen aus zehn bis 15 kleinen Aufgaben, die sich alle auf einen Text beziehen und die verschiede­Seitdem nen Kompetenze­n, die es im Umgang mit Texten zu beherrsche­n gilt, ansprechen.“

Davon sollen laut Witschel sowohl die Fähigkeit zu lesen als auch die Fähigkeit zu schreiben der Schüler profitiere­n. Wichtig ist dabei, dass die Schüler auf dieses fokussiert­e Arbeiten mit Texten hingeführt werden: Im Unterricht müssten Lehrer dafür sorgen, dass sich die Schüler in kleinen Gruppen von Zwei oder Drei über das Gelesene auch zu unterhalte­n lernen. „Sprechen und Zuhören sind eine Form

der Kooperatio­n, die

die Bildungssp­rache enorm fördern kann. Es findet dabei eine Übersetzun­g in die eigene Sprache statt, was den Schülern das Verstehen von Texten erleichter­t und so auch bessere Produkte ermöglicht, wenn sie selbst schreiben müssen“, sagt Witschel. Das gemeinsame Besprechen von Ideen diene als wirkungsvo­lle Formulieru­ngshilfe beim Schreiben.

Motivation beim Schreiben sei so ein Nebenprodu­kt dieses didaktisch­en Zugangs, das Witschel in der Praxis beobachten konnte. Die ehemalige Deutschleh­rerin legt ihren Kollegen nahe, sich weg vom frontalen Plenarunte­rricht zu bewegen und Schüler mehr in Kleingrupp­en ihre Aufgaben erledigen zu lassen. „Gegenseiti­ges Feedback zu geben ist für den Schreibpro­zess äußerst wichtig, man glaubt kaum, wie hart die Schüler oft miteinande­r ins Gericht gehen“, sagt Witschel.

Im nächsten Schritt will sie untersuche­n, wie diese Methode in der NMS am besten angewendet werden kann.

Sprechen und Zuhören sind eine Form der Kooperatio­n, die die Bildungssp­rache von Schülern enorm fördern kann. Elfriede Witschel

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KK Gemeinsam an Texten arbeiten – sprechen, zuhören, Feedbackge­ben. Im Idealfall hilft das, besser zu schreiben
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