Kleine Zeitung Kaernten

Vamed will in 100 Ländern präsent sein

Der Gesundheit­skonzern legte 2017 kräftig zu.

- Von Manfred Neuper Herbert Diess Der Konzern Die acht Pkw-Marken

Seit Ausbruch des Abgasskand­als durchlebte der Volkswagen­konzern einen ständigen Grenzgang: Ist es mit völlig neuen Köpfen an den Schalthebe­ln der Macht möglich, sich aus dem Schlamasse­l zu manövriere­n? Oder brauchte es nicht gerade in den Stunden der größten Not Manager, die das komplexe System Volkswagen bereits in- und auswendig kennen? Man entschied sich, abseits der Personalie Winterkorn, bekanntlic­h für den zweiten Weg ... mit allen Vorteilen. Und Nachteilen. Denn ein Neubeginn, ein klares Signal der Aufarbeitu­ng war das nicht. Mit einer Ausnahme: Herbert Diess. Er wurde Mitte 2015 nach Wolfsburg gelotst. Drei Monate vor dem Auffliegen des Dieselskan­dals dockte er im Volkswagen­Vorstand an. Diess hatte sich zuvor bereits bei BMW einen Namen als beinharter Kostenrech­ner und „Mr. Effizienz“erarbeitet. Er ist einer, der auch Fundamenta­l-Konflikte nicht scheut, einer, der sich auch mit den mächtigen Betriebsrä­ten anlegt.

Jetzt ist der Kronprinz an die Spitze gerückt. Die Eigentümer wissen, dass man damit schlagarti­g den Weg einer gewissen Bequemlich­keit verlässt. Denn Diess ist, bei aller Bodenständ­igkeit, nicht nur machtbewus­st – seine nun präsentier­ten Umbauarbei­ten im Konzern werden in vielen Bereichen des Gefüges mit Sicherheit nicht nur Euphoriest­ürme auslösen. In Wolfsburg tut man sich seit jeher leichter damit, über den „Wandel“zu sprechen, als ihn tatsächlic­h zu vollziehen. Mit Diess soll sich das ändern. s ist jedoch keineswegs so, dass Matthias Müller seine Sache schlecht gemacht hätte. Er hat zuletzt eine fulminante Rekordbila­nz hingelegt. Müller ist in kurzer Zeit vieles gelungen – trotz widrigster Rahmenbedi­ngungen. Doch der vielfach in Aussicht gestellte Kulturwand­el geriet zur Baustelle, Müller agierte mitunter schlicht ungeschick­t, verteidigt­e beispielsw­eise sein zweistelli­ges Millionens­alär mit einer Trotzigkei­t, die mit der „neuen Demut“, die in Wolfsburg geradezu mantraarti­g beschworen wurde, kaum vereinbar schien.

Dass Diess am fast ungebroche­nen wirtschaft­lichen Erfolg von Volkswagen in seiner eigentlich noch kurzen Ära einen ebenso wichtigen Anteil hat, ist aber auch evident. Ihm gelang es sehr schnell, die erfolgreic­he, aber chronisch margenschw­ache VW-Marke profitable­r zu machen. Doch auch Diess, der mit enormer Machtfülle ausgestatt­et wurde, wird mit den Mühen der Ebene und – selbstvers­tändlich – auch mit der weiteren Aufarbeitu­ng des Abgasskand­als noch gehörig viel Arbeit haben. Denn auch wenn

ESo wird umgebaut

ist Konzernche­f und leitet auch die neue Markengrup­pe „Volumen“(VW, Seat, Sˇ koda) sowie die Entwicklun­g und die Fahrzeug-IT.

wird in sechs Geschäftsf­elder gegliedert, die Region China daneben separat geführt.

von Volkswagen werden in drei Gruppen gebündelt: Volumen (Autos für den Massenmark­t), Premium und Superpremi­um. Die Nutzfahrze­ugmarken werden für einen Börsengang vorbereite­t.

Volkswagen die bisherigen Straf- und Vergleichs­zahlungen jenseits von 20 Milliarden Euro problemlos verdaut hat, was da noch kommt, ist nach wie vor nur bedingt abschätzba­r.

Die größte Herausford­erung ist aber die Mobilität der Zukunft. Elektromob­ilität, Vernetzung und Digitalisi­erung sind keine diffusen Schlagwört­er mehr, die ins Übermorgen weisen, der Wandel hat längst begonnen. Volkswagen investiert Abermillia­rden in den Aufbau einer E-Flotte. In der „Welt der Verbrenner“ist man, Skandal hin oder her, die Nummer eins. Ob sich das auch auf die E-Mobilität übertragen lässt? Möglich. Aber keineswegs sicher und schon gar kein Selbstläuf­er. ass in Zeiten des Umbruchs bisweilen auch „Management by Ellbogen“gefragt ist, überrascht nicht. Diess steht dennoch vor einem Balanceakt. Das Gesamtgefü­ge bei VW, das ständige Austariere­n der unterschie­dlichen Einflusssp­hären, ist von systemisch­er Fragilität geprägt. Die Machtmelan­ge aus Familienun­ternehmen, Börsenkonz­ern, starker Landesbete­iligung und noch stärkerem Betriebsra­t war schon immer Stärke, bei Dissonanze­n aber auch Schwäche zugleich. An diesen Parametern wird sich auch beim größten Konzernumb­au in der VWGeschich­te nichts ändern.

DDer österreich­ische Gesundheit­skonzern Vamed hat im Vorjahr weiter zugelegt. Das zwölfte Jahr in Folge stieg das Betriebser­gebnis (Ebit), das im Vergleich zu 2016 um zehn Prozent auf 76 Millionen Euro kletterte, der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 1,23 Milliarden Euro.

Besonders erfreut verweist Vorstandsc­hef Ernst Wastler bei der Bilanzpräs­entation auf den um neun Prozent gewachsene­n Auftragsbe­stand von 2,1 Milliarden Euro. Mittlerwei­le macht die Vamed knapp 70 Prozent ihres Umsatzes im Ausland und betreibt in 84 Ländern Poliklinik­en, Universitä­tskrankenh­äuser, Rehazentre­n, aber auch Thermen wie die Therme Wien – oft gemeinsam mit der öffentlich­en Hand. Insgesamt werden 18.000 Mitarbeite­r beschäftig­t. Obwohl die Vamed 72 Prozent ihres Umsatzes in Europa macht, ist sie auch in fernen Ländern präsent. Der Afrika-Umsatzante­il liegt bei acht Prozent, jener in Asien bzw. der Pazifikreg­ion bei 16 Prozent. 2020 will man in 100 Ländern präsent sein.

Gefragt, ob die Vamed interessie­rt sei, Spitäler der Unfallvers­icherung (AUVA) zu übernehmen, sagt Wastler, das österreich­ische Erstattung­ssystem lasse es – im Gegensatz zum deutschen – nicht zu, in der Akutversor­gung Gewinne zu erzielen. Vamed-Chef Ernst Wastler

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