Zauberhafte Reise mit schrägen Typen
Fest für Augen und Ohren: „Der Zauberer von Oz“bezaubert in der lebhaften und fantasiereichen Regie von Aron Stiehl.
So also schaut ein Erfolg aus: Zuerst wird ein Haus von einem Wirbelsturm verblasen und erschlägt bei der Landung eine Hexe, an der die roten Schuhe das Beste sind. Dann feiern Blumenkinder (die Singakademie Carinthia, süß in Zuckerlfarben) die im Bett aus Kansas hergewirbelte Dorothy als Befreierin von Munchkin Land, und die gute Hexe Glinda schickt Dorothy in die Smaragdstadt zum sagenhaften Zauberer von Oz. Der könne ihr nämlich dabei helfen, wieder zurück nach Hause zu kommen.
Bis es so weit ist, blödeln die Krähen, benehmen sich Apfelbäume wie geile Stauden, tanzen Mohnblumen mit Schneeflocken. Der Anführer der fliegenden Affen fegt auf Rollschuhen mit akrobatischen Einlagen über die Bühne, die Winkies stapfen stoisch im Auftrag der bösen Hexe durch den Wald, um Dorothy die magischen roten Schuhe wieder abzujagen.
Lebhaft und fantasiereich hat Aron Stiehl die märchenhaftabenteuerliche Reise von Dorothy in Szene gesetzt. Die frechen bunten Kostüme (Nicola Reichart), die flotte Choreografie, charmanter Witz und situationselastische Pointen (der Löwe besingt das „rote Kaiserreich im Süden“) putzen das Musical von L. Frank Baum richtig heraus. Unter der Stabführung von Günter Wallner legt sich das KSO schwungvoll ins Zeug, die Singakademie Carinthia und der Chor des Stadttheaters spielen bewegungsfreudig mit. Viel Sorgfalt steckt in den skurrilen Freunden, die Dorothy auf dem Goldziegelweg begleiten. Die zerstreute Vogelscheuche (Lukas Benjamin Engel), der zackige Blechmann (Michael Del Coco) und der neurotische Löwe (Erwin Belakowitsch) werden auf der Beliebtheitsskala nur von Dorothys Hund Toto geschlagen, den
Christoph Levermann bewegt und spricht. „Ein Verschleiß an Darstellern, typisch Musical“, kommentiert der kecke Vierbeiner das Treiben.
Als Dorothy bezaubert Lisa Habermann – auch mit ihrer Interpretation des Evergreens „Somewhere over the Rainbow“. Denis Lakey glänzt als böse Hexe des Westens und buhlt um Buh-Rufe. Christoph Wagner-Trenkwitz legt den Zauberer als lieben Onkel an, der die schräge Reisegesellschaft lehrt, sich der inneren Werte zu besinnen. Frei nach dem kleinen Prinzen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Das Ende gehört der Binsenweisheit „Zuhause ist es am schönsten“. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, bräuchte man keine roten Schuhe. Gut, dass das nicht nur im Märchen gilt. Viel Applaus nach knapp drei zauberhaften Stunden.