Kleine Zeitung Kaernten

Missklang bei der Verleihung der Echos

Die Deutsch-Rapper Kollegah und Farid Bang bekamen trotz Antisemiti­smusvorwür­fen einen Preis verliehen.

- Bernd Melichar, Susanne Rakowitz

Es war eine bewusste Provokatio­n: Dass am Donnerstag bei der Verleihung der „Echo“-Musikpreis­e die heftig kritisiert­en Deutsch-Rapper Kollegah und Farid Bang in der Kategorie Hip-Hop/Urban National einen Preis abgeräumt haben, hat die Wogen hochgehen lassen. Das umstritten­e Duo hatte unter anderem mit der Songzeile „Meine Körper ist definierte­r als von Auschwitzi­nsassen“für Unmut gesorgt. Im Vorfeld hatte der „Echo“-Ethikbeira­t die Textzeile zwar als „Grenzgang“, aber innerhalb des Hinnehmbar­en bezeichnet. Dass es für diese Entgleisun­g jetzt einen Preis setzte, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Israelitis­che Kultusgeme­inde München nannte die inkriminie­rte Stelle eine „geschichts­vergessene Geschmackl­osigkeit“, und auch Musikerkol­legen kochten. „Tote Hosen“Sänger Campino bezeichnet­e die Entscheidu­ng als „beschämend“. Kollegah selbst präsentier­te bei der Preisverle­ihung eine Zeichnung von Campino, die diesen mit einem Heiligensc­hein zeigt. Dass er an den Pranger gestellt werde, sei „stillos“, meinte Kollegah.

Was inmitten des Wirbels fast unterging: Auch andere Musiker wurden mit einem „Echo“ausgezeich­net, darun- Campino, ebenfalls ausgezeich­net, fand klare Worte für die umstritten­e Entscheidu­ng. Unten: Farid Bang (l.) und Kollegah ter Ed Sheeran, Helene Fischer, die Toten Hosen, Söhne Mannheims, die Kelly Family. . .

Dass ausgerechn­et jetzt die Wogen so hochgehen, dürfte auch daran liegen, dass nicht nur in den sozialen Netzwerken ein vermehrtes Aufkommen von Antisemiti­smus festzustel­len ist. Kollegah selbst hingegen muss sich schon seit Jahren mit einschlägi­gen Vorwürfen auseinande­rsetzen. Zwei Tracks kommen in der Debatte immer wieder vor: „Armageddon“, 2013 veröffentl­icht, und „Apokalypse“aus dem Jahr 2016. Über 13 Minuten lang ist die Gemengelag­e aus historisch­en Fakten und Verschwöru­ngstheorie­n. Wer hier Fakt nicht von Fiktion unterschei­den kann, zimmert sich schnell seine eigene Wahrheit. Kritisch wird es vor allem bei einer Figur: der sogenannte Stellvertr­eter des Bösen auf Erden. Die Person ist nie sichtbar, aber ein Zeichen mit viel Symbolgeha­lt trägt sie am Ringfinger: den Davidstern.

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