Sehnsuchtsort Normalität
Sie will nicht aus dem System ausbrechen, sondern darin mitschwimmen. Eine Verlorene auf der Suche nach dem richtigen Korsett.
Sie ist 36 Jahre alt, sie arbeitet seit 18 Jahren als Aushilfe in einem Supermarkt, sie ist zufrieden. Das ist viel für eine, die permanent aus der Gesellschaft zu fallen droht: Freunde waren ihr nie ein Bedürfnis, Partnerschaft schon gar nicht, Karriere ebenso wenig. Woran es liegen mag? Vielleicht daran, dass die Familie ihr von Kind an bescheinigte, dass das für die gesellschaftlichen Anforderungen Japans wohl nicht ganz reichen würde. Dass SIE dem System nicht genügen würde. Und so stellte Keiko Furukura schon während ihres Studiums fest: „Deshalb musste ich mich verbessern. Sollte mir das nicht gelingen, würden die Normalen mich aus dem Weg räumen.“Die meisten würden den Turbo zünden, an die Spitze streben, die anderen überflügeln, übertrumpfen wollen. Nicht so Keiko Furukura, sie hat ein ganz anderes Bedürfnis: Sie will sich ins System einreihen, ganz darin aufgehen. Ihre Transformationsmaschine ist ein Konbini, ein 24-StundenSupermarkt, der nicht nur Alltägliches verkauft, sondern für Keiko Furukura Alltag herstellt. Der Konbini als lebensnotwen- dige Luftblase. Ein Mikrokosmos, der sie zur Entfaltung bringt: gemeinsamer Morgenappell, Schichtdienste, Regale, die es zu füllen gilt.
formt in Summe eine Wirbelsäule, die sie aufrichtet. Keiko Furukura ist zufrieden. Bis ein Störenfried ihr die Tücken des Systems aufzeigt. Die Tücken IH-