Deutschland in tiefschwarz
Der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Kohl sprach noch von „blühenden Landschaften“, als er in die Zukunft des vom ihm regierten Landes blickte. Von solchen Visionen ist offenbar wenig übrig. Ringelhahn und Voss, die Ermittler des „Franken-Tatorts“, bewegten sich in einer herbstlich-ungemütlichen Gegend, die gleichsam die sozialen und psychischen Verwerfungen spiegelt. Ein völlig harmloses, älteres Geschwisterpaar mit Migrationshintergrund wird brutal erschlagen. Ein Polizist stirbt unter obskuren Umständen bei einem Autounfall. Rechtsextremes, gewaltbereites Gelichter und Rachemorde suchen das eigentlich als idyllisch geltende Frankenland heim.
„Ich töte niemand“ist ein in dramatischen Hell-Dunkel-Kontrasten fotografierter „Tatort“, in dem das Ermittlerduo auch Persönliches preisgeben darf. Die von Dagmar Manzel dargestellte Kriminalhauptkommissarin Ringelhahn erlaubt dabei einen Blick auf ihre seelischen Narben. Als ihre Gegenspielerin tritt Austro-Export Ursula Strauss in Erscheinung, als kohlschwarzer Charakter, der sich gut in das Gesamtbild einfügt.
A uch wenn es die Autoren leicht übertreiben und zu viel in die knapp eineinhalb Stunden hineingepackt haben, ist „Ich töte niemand“ein atmosphärisch dichter Krimi über ideologische Irrfahrten und die dunklen Flecken auf der Seele.