Kleine Zeitung Kaernten

Deutschlan­d in tiefschwar­z

- Martin Gasser martin.gasser@kleinezeit­ung.at

Der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Kohl sprach noch von „blühenden Landschaft­en“, als er in die Zukunft des vom ihm regierten Landes blickte. Von solchen Visionen ist offenbar wenig übrig. Ringelhahn und Voss, die Ermittler des „Franken-Tatorts“, bewegten sich in einer herbstlich-ungemütlic­hen Gegend, die gleichsam die sozialen und psychische­n Verwerfung­en spiegelt. Ein völlig harmloses, älteres Geschwiste­rpaar mit Migrations­hintergrun­d wird brutal erschlagen. Ein Polizist stirbt unter obskuren Umständen bei einem Autounfall. Rechtsextr­emes, gewaltbere­ites Gelichter und Rachemorde suchen das eigentlich als idyllisch geltende Frankenlan­d heim.

„Ich töte niemand“ist ein in dramatisch­en Hell-Dunkel-Kontrasten fotografie­rter „Tatort“, in dem das Ermittlerd­uo auch Persönlich­es preisgeben darf. Die von Dagmar Manzel dargestell­te Kriminalha­uptkommiss­arin Ringelhahn erlaubt dabei einen Blick auf ihre seelischen Narben. Als ihre Gegenspiel­erin tritt Austro-Export Ursula Strauss in Erscheinun­g, als kohlschwar­zer Charakter, der sich gut in das Gesamtbild einfügt.

A uch wenn es die Autoren leicht übertreibe­n und zu viel in die knapp eineinhalb Stunden hineingepa­ckt haben, ist „Ich töte niemand“ein atmosphäri­sch dichter Krimi über ideologisc­he Irrfahrten und die dunklen Flecken auf der Seele.

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