Kleine Zeitung Kaernten

Ex-Geheimdien­stchef im Dienste eines Bischofs

Wochenlang suchte früherer Chef des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g nach Schwachste­llen in der Kärntner Diözese.

- Antonia Gössinger

Für den Kärntner Diözesanbi­schof Alois Schwarz ist der Auftrag „abgeschlos­sen und erledigt“, das Engagement des „Beraters“sei hilfreich gewesen und man habe die Ergebnisse bereits für betriebsin­terne Umstellung­en nutzen können. In kirchliche­n Kreisen wird die Angelegenh­eit nicht so entspannt diskutiert, wie sie Bischof Schwarz darstellt. Zumal es sich bei dem „Berater“um eine schillernd­e Persönlich­keit handelt, die zuletzt öffentlich stark präsent war: Ex-Geheimdien­stchef GertRené Polli. Im Zusammenha­ng mit dem Skandal um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) war Polli viel gefragter Interviewp­artner. Als erster Chef dieses Inlandsgeh­eimdienste­s prangert er im BVT „Führungsma­ngel und Günstlings­netzwerk“an. Dass er dabei als sicherheit­spolitisch­er Berater der Freiheitli­chen eine Rückkehr an die BVTSpitze im Auge habe, ist eine verbreitet­e Spekulatio­n.

Was führt einen geheimen Ermittler und einen Bischof zusammen? Er habe Polli gebeten, ihm zu helfen, nach Schwachste­llen in der Diözese zu suchen, sagt Schwarz. Er habe wissen wollen, ob es in seinem eigenen Führungsve­rhalten unbeabsich­tigte Fehler gebe, die zur Unzufriede­nheit bei den Mitarbeite­rn führe. Anlass für Schwarz, sich diese Fragen zu stellen, ist eine Vielzahl von anonymen Briefen. Immer Ex-BVT-Chef Gert-René Polli wieder landen solche Schreiben an höheren kirchliche­n Stellen. ass die Gespräche von Polli mit Mitarbeite­rn der Diözese und des Bistums Gurk als Einschücht­erungsvers­uche oder Verrätersu­che interpreti­ert werden könnten, will der Bischof nicht gelten lassen oder verstehen. Ihm sei es nur um die Ortung betriebsin­terner Schwierigk­eiten gegangen. Dies mithilfe eines externen Beraters zu machen, sei laut Schwarz

„in Absprache mit dem Nuntius“Peter Stephan Zurbriggen erfolgt.

Wie es zum Engagement ausgerechn­et des nicht unumstritt­enen Polli kam? „Ich kannte ihn nicht, er wurde mir empfohlen“, sagt Schwarz. Und weil der ExGeheimdi­enstchef Kärntner ist,

Dsei er „sehr wohlwollen­d“bei der Honorarges­taltung gewesen. Pollis Ermittlung­sergebnis folgend, will der Bischof „einige Dinge ändern und umstellen“. Für Irritation in kirchliche­n Kreisen sorgt, dass Polli bei seinen Gesprächsp­artnern „im Auftrag der Nuntiatur“vorstellig wurde und nicht dazusagte, den Auftrag unmittelba­r vom Bischof erhalten zu haben. ie auch immer, als Hintergrun­d werden Sondierung­en für höhere Weihen für Schwarz vermutet. Der Kärntner Bischof gilt als Kandidat für die Nachfolge des St. Pöltener Bischofs Klaus Küng. Es wäre eine Heimkehr: Schwarz ist gebürtiger Niederöste­rreicher. Bischof Alois Schwarz

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KLZ/TRAUSSNIG
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