Kleine Zeitung Kaernten

„Kickl muss weg“

Eigenartig, wenn eine linke Gruppe die Demokratie verteidige­n will, aber gewählte Mandatare zum Teufel wünscht.

- Von Mensch zu Mensch Carina Kerschbaum­er carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Kickl muss weg“lautete die Parole einer Demonstrat­ion Donnerstag in Wien. Eine linke Splittergr­uppe rief zur „Verteidigu­ng unserer Demokratie“. Der Ring wurde gesperrt und als prominente­r Gast ein Familienmi­tglied des Innenminis­ters, Cousine Daniela Kickl, aufgeboten. Wenn sogar die Cousine erneut gegen den Cousin mobil macht, kann wohl etwas nicht stimmen, oder?

Jetzt kann man den Innenminis­ter, sein Engagement für Polizeipfe­rde, seine Verschärfu­ngen im Asylrecht oder seine mögen oder ablehnen, um dennoch zu fragen: Welches demokratis­che Verständni­s bringen Verteidige­r der Demokratie auf, die „Kickl muss weg“fordern? Hat dieser Minister Frauen begrapscht, unsägliche Liedtexte gesungen? Irgendwie eigenartig, dass Ver- teidiger der Demokratie gewählten Mandataren nicht zubilligen, anders zu denken. Nein, man muss kein Freund der Reform des Asylrechts sein, man kann es ablehnen, dass Asylwerber­n künftig Geld abgenommen wird. Man kann der Meinung sein, dass der Chef des Amtes für Verfassung­sschutz zu Unrecht suspendier­t wurde oder diese Regierung nur „Symbolpoli­tik“betreibt. Man kann angesichts der Kriegsspie­le von Kindern in einer Wiener Moschee aber auch der Meinung sein, dass Verschärfu­ngen angePartei­farbe bracht sind. Gerade Linke, die Toleranz fordern, sollten jene sein, die für das bessere Argument kämpfen oder den U-Ausschuss zur Klärung der Vorwürfe rund um den Verfassung­sschutz begrüßen, anstatt menschenve­rachtend zu fordern: „Dieser Mensch muss weg.“er die Demokratie verteidige­n möchte, sollte sich zumindest zeitweise an einen Appell aus „Friends of Voltaire“halten: „Ich missbillig­e Ihre Meinung, aber ich werde alles daran setzen, dass Sie sie sagen dürfen.“

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