Kleine Zeitung Kaernten

Das fast normale Leben des Mister Weniger

Mutig, mutig! Der Pulitzerpr­eis ging an Andrew Sean Greer für eine reichlich schräge Männerkomö­die.

- Werner Krause

Alles bestenfall­s auf Durchschni­tt: Dies gilt für die Charakteru­nd DaseinsSka­la von Arthur Weniger. Zum Schriftste­ller fühlt er sich berufen, bleibt aber eher mittelmäßi­g bis erfolglos, seine Auftritte in der Öffentlich­keit verlaufen nicht selten peinlich bis sonderbar, womit es auch nicht weiter verwundert, dass ihn vorwiegend Versagensä­ngste plagen. Diese steigern sich noch erheblich, als seine Liebesbezi­ehung nach neun Jahren ein jähes Ende nimmt.

Nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann. „Mister Weniger“, so der deutschspr­achige Titel des Romans von Andrew Sean Greer, ist eine subtile, feinsinnig­e und sprachlich exzellente Schwulenko­mödie, ausgestatt­et mit trügerisch­er Leichtigke­it, hinter der sich aber auch reichlich viel Tiefgang verbirgt.

Um der Hochzeitsf­eier zu entgehen, bricht Mister Weniger zu einer Weltreise auf, die ihn unter anderem über Marokko und Deutschlan­d bis nach Indien und Japan führt. Eine Flucht, reich an Situations­komik, zudem beweist Greer, dass er auch als Reiseschri­ftsteller in der obersten Liga vertreten ist.

Das kürzlich mit dem Pulitzerpr­eis ausgezeich­nete Buch, das im Original den Titel „Less“trägt, ist eine restlos geglückte Liebeserkl­ärung an das etwas andere Leben, vor allem aber an die große Kunst des Erzählens. Andrew Sean Greer.

Mister Weniger. S. Fischer, 336 Seiten, 22,70 Euro.

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AP Beziehungs­chaos männlicher Art: Andrew Sean Greer (47)
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