Kleine Zeitung Kaernten

Der Mensch als Datensatz in einer Weltunordn­ung

Androsch lud zum Ständchen der Vorschau, heraus kam Festkonzer­t auf die Zukunft.

- Adolf Winkler

Hannes Androsch, „ein österreich­isches Fabelwesen“(André Heller) als „der große Ermunterer“(Peter Pelinka), richtet zum 80. Geburtstag unser aller Blick nach vorne. In 53 Beiträgen der über 400 Seiten starken Festschrif­t „Zukunft erkennen/gestalten“machen sich Autorinnen und Autoren Gedanken über die von Androsch konstatier­te „Weltunordn­ung“, in der unklar ist, welche Rolle Europa im Hegemonial­kampf zwischen USA und China spielt, der in Krieg müden könnte. Für Robert Menasse ist das Friedenspr­ojekt nur „durch die Überwindun­g der Nationen und Schaffung eines nachnation­alen Europa“nachhaltig. Heide Schmidt ruft nach liberalen „Vereinigte­n Staaten Europas in einem Europa der Pluralität“, Karl Schwarzenb­erg setzt auf die Identität des Nukleus Mitteleuro­pa. Viel stärker muss sich Europa um Afrika bemühen, den „ersten OnlyMobile-Kontinent, der durch Leapfroggi­ng, das Überspring­en von Technologi­en“(Hans Stoisser) zum Aufbruch ansetzt. Für ein fitteres Österreich schafft Claus Raidl den Bundesrat ab und ermuntert Harald Mahrer zur mutigeren Unternehme­rgesellsch­aft für „ein Land als Sprungbret­t statt als Hängematte“.

Gesellscha­ftlich fordern Klimawande­l und Digitalisi­erung heraus. Bei Andreas Salcher löst die „ökologisch­e Schule das industriel­le Fließbandm­odell von Schule ab“. MedUni-Rektor Markus Müller sieht Ärzte künftig als „empathisch­e Begleiter“operierend­er Roboter und stellt ethische Fragen zu einer genomseque­nzierten Spezies des Dataismus („der Mensch als Datensatz“) und des Transhuman­ismus im Vereinen mit Maschinen. Auch Markus Hengstschl­äger hinterfrag­t zur Zukunft der Genetik die Grenzen der „Precision Medicine“. Uwe Sleytr und Wolfgang Knoll sehen mit Genome Editing synthetisc­her Biologie Kreation neuer Tierarten am Horizont. Fleischers­atzprodukt­e aus dem 3D-Drucker gibt es laut Franz Fischler im Silicon Valley bereits. Die um Visionen zur Welt gebetenen Sozialdemo­kraten Christian Kern und Gerhard Zeiler bleiben – wie Androsch bei der Buchvorste­llung beklagte – Antworten darauf schuldig.

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Peter Pelinka (Hrsg.). Zukunft erkennen/ gestalten. Brandstätt­er, 448 Seiten, 39,90 Euro.
Hannes Androsch, Peter Pelinka (Hrsg.). Zukunft erkennen/ gestalten. Brandstätt­er, 448 Seiten, 39,90 Euro.

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