Kleine Zeitung Kaernten

„Donald verliert oft die Kontrolle übers Leben“

Für den Autor von „Finde deine innere Ente“, Christian Eisert, ist Donald der emotionals­te Charakter bei Disney.

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Welche Qualitäten schätzen Sie an Donald Duck? CHRISTIAN EISERT: Donald ist wahrschein­lich der emotionals­te Charakter im DisneyUniv­ersum. Da er sich selbst nicht kontrollie­ren kann, verliert er oft die Kontrolle über sein Leben. Denn seine Ausbrüche und Kurzschlus­shandlunge­n haben ja meist Folgen. Der Kampf mit diesen Folgen und die daraus entstehend­en Verwicklun­gen bringen uns als Lesern viel Freude. Anders als zum Beispiel der naive Goofy ist Donald nicht nur ein Tollpatsch, sondern beweist durchaus Einfallsre­ichtum. Was auch wieder lustig ist. Und dann gibt es ja noch den Duck’schen Dualismus. Das heißt, Donalds Eigenschaf­ten sind gegensätzl­iche Figuren zugeordnet. Seinem Pech der Glückspilz Gustav Gans, seiner Armut der reiche Onkel Dagobert, seinem Ruhebedürf­nis die quirligen Neffen und so weiter. Klassische­s Humor-Handwerk: kombiniere, was nicht zusammenpa­sst.

Gibt es da Figuren, die besser zünden als andere?

Das Schöne in der DisneyFami­lie ist ja, dass darin jeder einen Favoriten findet. So haben Onkel Dagobert und Pluto ebenfalls viele Fans. Oder die Panzerknac­ker. Ich zum Beispiel mag auch Micky sehr gerne. Allerdings nicht so den Chaoten aus den Trickfilme­n der frühen 1930er-Jahre, sondern den Detektiv aus den Comics, was sicher an meiner Vorliebe für Krimis liegt. Hier übernimmt dann vor allem Goofy den Part des komischen Sidekicks, während Micky, als Detektiv, sehr erwachsen wirkt. Anders Donald, der ist ein großes Kind geblieben. Und das sagt man mir bisweilen auch nach.

Man erfährt in Ihrem Buch, dass für Sie als Bub das in der DDR verbotene Disney-Heftchen zur heiß ersehnten Lektüre wurde: Macht das Donald für Sie zum so besonderen Begleiter?

Es sagt ja alles, dass am 10. November 1989 das erste Produkt, das ich auf westdeutsc­hem Boden kaufte, ein Lustiges Taschenbuc­h war – „Die Ducks ... vom Winde verweht“. Später habe ich für einen Vortrag in der Schule Goethes Werther mit der Donald-Adaption verglichen. Und wenn ich mir ein Zweitauto wünschen dürfte, dann wäre es Donalds knuffige 313.

In welcher Rolle gefällt Ihnen Donald am besten?

Wenn er einmal nicht der Pechvogel ist, sondern ein Gewinner. Dann freue ich mich immer mit ihm mit. Aber das geht natürlich nur, solange Donald mehrheitli­ch kein Glück hat.

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EISERT Der deutsche Gag-Autor Christian Eisert

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