Kleine Zeitung Kaernten

Zwischen Staatsbank­ett und Speeddatin­g

Es geht um Zölle und den Iran: Washington steht in dieser Woche ganz im Zeichen der Visiten von Macron und Merkel bei Trump.

- Karl Doemens, Washington

Ein privates Abendessen in Mount Vernon, dem kolonialen Landsitz des ersten US-Präsidente­n George Washington. Ein Staatsbank­ett im Weißen Haus. Eine Rede vor dem Kongress. Eine gemeinsame Kranzniede­rlegung auf dem Soldatenfr­iedhof in Arlington: Zum Besuch des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron lässt US-Präsident Donald Trump den großen roten Teppich ausrollen.

Für drei Tage hält sich Macron mit seiner Frau seit Montagaben­d in der USHauptsta­dt auf, und es wird weder an Pomp noch an Symbolen gespart. Schon bei der Ankündigun­g der Visite hatte Trumps Sprecherin Sarah Sanders die „einzigarti­gen Beziehunge­n zu unserem ersten Verbündete­n“hervorgeho­ben, auch wenn sie den Namen des Gastes wie „Mac Crown“aussprach. Umgekehrt revanchier­t sich der Franzose mit einem besonderen Gastgesche­nk – einer junge Eiche von einem Gefechtssc­hauplatz aus dem Ersten Weltkrieg.

Der Kontrast könnte kaum größer sein, wenn Ende der Woche die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nach Washington fliegt. Eher beiläufig wurde die Kurzvisite auf beiden Seiten angekündig­t. Gerade einen Tag bleibt sie in den USA. Außer einer Pressekonf­erenz am Freitagnac­hmittag sind bislang keine Termine bekannt.

Demonstrat­ive Herzlichke­it hier, kühle Geschäftsm­äßigkeit dort – das Programm der Visiten entspricht dem diametral unterschie­dlichen Verhältnis der beiden Europäer zum Weißen Haus. Während Macron den 31 Jahre älteren Trump hofiert und mit einer Militärpar­ade in Paris mächtig beeindruck­te, sind Merkels anfänglich­e Versuche, über Tochter Ivanka einen Draht aufzubauen, gescheiter­t. Die protestant­isch-nüchterne Kanzlerin kann mit dem unkontroll­ierten Narzissten nichts anfangen. Umgekehrt hat Trump ein Problem mit selbstbewu­ssten Frauen. Die Flüchtling­spolitik hält er für verrückt. Dass Berlin sich nicht am Militärsch­lag gegen Syrien beteiligte, hat seine Vorbehalte nicht vermindert.

Gleichwohl, wird in europäisch­en Regierungs­kreisen versichert, passe zwischen Merkel und Macron kein Blatt Papier. Ihre Strategie sei abgesproch­en: Während Macron Trump mit einer Charmeoffe­nsive weichklopf­en soll, müsse Merkel kühl die Feinheiten nacharbeit­en. Zwei Themen brennen unter den Nägeln: der Handelsstr­eit und die Iran-Politik. Trump hat die Strafzölle für Stahl und Aluminium aus Europa nur bis zum 1. Mai ausgesetzt.

Am 12. Mai will er den Iran-Atomdeal verlassen. Zur Rettung des Abkommens wurden in Paris, Berlin, London und Washington vier Zusatzdoku­mente vorbereite­t, die verschärft­e Kontrollen der Wiener Atomenergi­ebehörde und strikte Sanktionen für den Fall iranischer Raketenent­wicklungen vorsehen.

 ?? APA ?? Ein Handschlag mit Erinnerung­swert: Das erste Treffen von Trump und Macron beim NatoGipfel 2017 war gleich ein Kräftemess­en der besonderen Art
APA Ein Handschlag mit Erinnerung­swert: Das erste Treffen von Trump und Macron beim NatoGipfel 2017 war gleich ein Kräftemess­en der besonderen Art

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