Kleine Zeitung Kaernten

Erfolgreic­h weltweit verbandelt

In Kärnten haben Städtefreu­ndschaften lange Tradition. Zum Welttag der Partnerstä­dte am 29. April werfen Experten auch einen kritischen Blick darauf.

- Von Claudia Lux

Karlstad in Schweden spricht Englisch, Torrelondo­nes in Spanien mag neue Technologi­en und Finanzgesc­häfte, Mali Idoˇs in Serbien ist interessie­rt an sozialer Integratio­n oder Sport und Agria in Griechenla­nd ist offen für alles. Klingt wie eine Kontaktbör­se? Das ist es auch. Die Plattform Twinning (www.twinning.org) ist eine kommunale Kuppelplat­tform des Rates der Gemeinden und Regionen Europas. Die ist auch notwendig, denn die Städtepart­nerschafte­n sind nicht mehr so ganz modern, wie Alexander Lesigang, verantwort­lich für europäisch­e und internatio­nale Angelegenh­eiten beim Österreich­ischen Städtebund, weiß. Am kommenden Sonntag wird der internatio­nale Tag der Partnerstä­dte begangen. Doch die Verbindung­en erleben Veränderun­g: „In jüngerer Zeit gibt es nur wenige neue Städtepart­nerschafte­n. Einen Stadtpartn­er zu finden, ist schwierig. Nachdem Krieg wurden solche Partnersch­aften forciert, vor allem zwischen Deutschlan­d und Frankreich, um die Völkervers­tändigung zu stärken.“

In den 1950er- und 60er-Jahren waren die Partnersch­aften ebenfalls sehr modern und auch nach 1989, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Mittlerwei­le ist das Interesse nur noch in Städten aus dem Ostblock groß. „In Österreich ist man sozusagen gesättigt, manche Städte unterhalte­n ja mehrere Partnersch­aften“, erklärt Lesigang.

Historisch betrachtet wurde bereits 836 die älteste Städtefreu­ndschaft zwischen Paderborn (Deutschlan­d) und Le Mans (Frankreich) urkundlich erwähnt. Die erste offizielle Partnersch­aft erfolgte 1925 zwischen Kiel und Sonderburg (Dänemark), 1930 folgte die zwischen Klagenfurt und Wiesbaden, die älteste Städtepart­nerschaft Österreich­s.

Namensglei­chheiten oder historisch­e Bezüge können ebenfalls zu Städtepart­nerschafte­n führen. Bamberg ist mit nahezu allen Gemeinden befreundet, die im Mittelalte­r im Wirkungsbe­reich des großen Bistums Bamberg lagen, Gmünd mit „allen Gmündern in Europa“oder St. Kanzian am Kloeine

See mit San Canzian d’Isonzo.

Der Aufwand für neue Partnersch­aften ist auch politisch schwierige­r durchzuset­zen. „Früher war man stolz auf den Bürgermeis­ter, wenn er wohin fahren konnte. Heute wird ein Stadtoberh­aupt für solche Reisen eher schief angesehen“, sagt Lesigang. Die Nutzen eines engen Austauschs werden heute vor allem in „temporären Partnersch­aften“genossen. „Für EU-geförderte Projekte oder gemeinsa- me Studien hegt man eine zeitlich begrenzte Kooperatio­n und Partnersch­aft. Dann geht man wieder auseinande­r“, sagt Lesigang.

Es gibt auch Gründe, sich gegen eine Städtepart­nerschaft zu entscheide­n. Kleine Gemeinden wollen das Budget nicht belasten. Wien hat aus diplomatis­chen Gründen keine Städtepart­nerschaft.

Besonders interessie­rt sind derzeit chinesisch­e Städte an Partnersch­aften. „Wir bekompeine­r

men viele Anfragen. Doch das Motiv dahinter ist manchmal nur ein bequemes Schengen-Visa“, so Lesigang. Nicht so für Xuzhou, die Partnersta­dt von Leoben (Steiermark). Ihre Städtepart­nerschaft hat bemerkensw­erte chinesisch­e Ausstellun­gen gebracht. Das Engagement für bestehende Städtepart­nerschafte­n ist in Kärntens Gemeinden sehr unterschie­dlich. Manche Verbindung­en sind eingeschla­fen. Andere werden dafür sehr engagiert gepflegt.

Früher war man stolz auf den Bürgermeis­ter,

wenn er auswärtige Kontaktepf­legte und regelmäßig Gastbesuch­e machte. Heute wird mit Blick

auf das Budget eher gefragt: ,Wo fährt der denn schon

wieder hin?‘

Alexander Lesigang,

Städtebund

 ??  ??
 ?? WEICHSELBR­AUN, KK/KLAGENFURT ?? Zeichen gelebter Städtepart­nerschafte­n: die frisch sanierten Mosaike in der Klagenfurt­er Innenstadt
WEICHSELBR­AUN, KK/KLAGENFURT Zeichen gelebter Städtepart­nerschafte­n: die frisch sanierten Mosaike in der Klagenfurt­er Innenstadt

Newspapers in German

Newspapers from Austria