Aus für den Echo. Nach Eklat wird die Auszeichnung der deutschen Musikindustrie abgeschafft.
Der deutsche Branchenverband reagiert damit auf die Kritik an der Auszeichnung zweier umstrittener Rapper.
Dieses Echo kommt nicht wieder: Zwei Wochen nach der vom Bundesverband Musikindustrie organisierten Preisverleihung zogen die Organisatoren gestern einen endgültigen Schlussstrich. Alle bisherigen Gremien werden aufgelöst und es wird keine weiteren Preisverleihungen unter der Marke Echo geben. Es brauche einen „vollständigen Neuanfang“, hieß es in einer Aussendung. Wie dieser Neubeginn aussehen könnte, ist nicht bekannt. Man werde sich für Änderungen „die erforderliche Zeit nehmen“, hieß es gestern. Fix scheint: Der Nachfolger wird ein Jury-Preis sein.
Die Echo-Abschaffung folgt auf die diesjährige Kontroverse um die Verleihung an die umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang, deren antisemitische Texte bei der Gala für einen Eklat sorgten. Die Symbolik war verheerend: Just am 12. April, einem Tag, an dem in Israel der sechs Millionen Opfer der Schoah gedacht wurde, erhielten in Berlin zwei Musiker einen Preis, die in ihren Texten gegen Auschwitzinsassen ätzten. Etliche Künstler, von Marius Müller-Westernhagen bis Christian Thielemann, hatten daraufhin ihre Trophäen zurückgegeben.
Nach knapp zwei Wochen wurde der Druck für die Organisatoren offenbar zu groß: Die Marke Echo sei „so stark beschädigt“worden, dass eine Fortsetzung ausgeschlossen war. Der Musikpreis solle nicht als „Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung“wahrgenommen werden.
Mit der Abschaffung des Echos wollte die Musikindustrie die Diskussionen beenden und hat sich dafür den Tag ausgesucht, an dem in der deutschen Bundeshauptstadt der „Berlin trägt Kippa“-Tag begangen wird. Wer will, kann darin einen ersten Schritt zu einem neuen Bewusstsein im Umgang mit Antisemitismus oder Homophobie sehen.
Das Echo-Ende betrifft auch Echo Klassik und Echo Jazz. Für Juni plant der Branchenverband einen ersten Workshop zur Neugestaltung.