Kleine Zeitung Kaernten

Die Welt gibt Geld und hofft auf Diplomatie

Weniger Geld als erhofft wurde bei der zweiten Geberkonfe­renz für Syrien gesammelt. Die Weltgemein­schaft will nun diplomatis­che Ansätze zur Lösung der Krise vorantreib­en.

- Von Andreas Lieb

Eine militärisc­he Antwort auf diesen Krieg ist nicht möglich“, stellte Federica Mogherini, EU-Außenbeauf­tragte, gestern im Rahmen der „Brüssel II“-Konferenz fest – dabei habe es kaum eine Woche davor noch ganz anders ausgesehen. Doch nach dem Militärsch­lag der USA, Frankreich­s und Großbritan­niens ist die Weltgemein­schaft wieder an den Verhandlun­gstisch zurückgeke­hrt. In Brüssel trafen nicht weniger als 85 Delegation­en zusammen, um über weitere Hilfsmaßna­hmen zu beraten und Mittel aufzutreib­en. Dazu gab es Gespräche mit 200 NGO-Gruppen.

Das Ergebnis blieb zunächst unter den Erwartunge­n. Bis zum Abend gab es Zusagen über 3,6 Milliarden Euro für das laufende Jahr, 2,8 Milliarden für 2019 – bei „Brüssel I“2017 waren immerhin 5,6 Milliarden zusammenge­kommen. Doch Mark Chef der UN-Nothilfebü­ros (Ocha), relativier­te: „Wir hätten uns gewünscht, dass es mehr ist, aber wir haben einen guten Anfang gemacht und eine Reihe wichtiger Geldgeber ist noch bei internen Beratungen.“Darunter etwa die USA, die zuletzt allein eine Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt haben. Unter den großen Geldgebern ist auch Deutschlan­d mit einer Milliarde Euro. Die Deutschen wurden gestern auf Initiative von Frankreich in die noch junge Syrien-Kerngruppe aufgenomme­n, in der neue diplomatis­che Initiative­n für eine Friedenslö­sung vorbereite­t werden sollen.

Österreich beteiligt sich mit vier Millionen Euro. Der ÖVPDelegat­ionsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, begrüßte das. „Jetzt müssen wir unbedingt einen dauerhafte­n Frieden in Syrien stiften. Den kann es nur in einem geeinten, demoLowcoc­k, kratischen Syrien unter Schirmherr­schaft der UNO geben.“Eine besondere Verantwort­ung trügen dabei Russland, der Iran und die Türkei. Die drei nach dem Tagungsort benannten „Astana“-Staaten führen parallel zu den Genfer Gesprächen der anderen Nationen Beratungen zum Syrien-Konflikt durch.

Die Mittel sollen der Zivilbevöl­kerung zugutekomm­en, vor allem in Form von medizinisc­her und humanitäre­r Hilfe. An Wiederaufb­aumaßnahme­n sei derzeit nicht zu denken, so Mogherini, daran könne man sich erst nach Beendigung des Konflikts und nach Stabilisie­rung der politische­n Lage machen: „Oder glaubt jemand im Ernst, dass Assad das Geld kriegt?“

Die Hilfsmitte­l gehen aber nicht nur nach Syrien, sondern auch in nahe Flüchtling­sregionen, etwa in den Libanon oder nach Jordanien. Der Türkei sind zum zweiten Mal drei Milliarden extra versproche­n worden.

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