Jeder Achte im Bezirk Völkermarkt arbeitslos
Österreich-Rekord: 13,4 Prozent hatten im Bezirk Völkermarkt im ersten Quartal 2018 keinen Job. Klagenfurt führt Städte-Vergleich an.
Drei Prozent Arbeitslosigkeit: Im Tiroler Bezirk Reutte herrscht quasi Vollbeschäftigung. Am anderen Ende der Skala firmiert mit Völkermarkt ein Kärntner Bezirk: 13,4 Prozent, mehr als einer von acht, hatten im ersten Quartal 2018 keinen Job. Der Wert beruht auf Basis nationaler Berechnungen ohne Schulungsteilnehmer. Hinter Völkermarkt liegen Bundeshauptstadt Wien (13,2) sowie der Bezirk Spittal an der Drau (13,1).
Für den Kärntner AMS-Geschäftsführer Franz Zewell ist das nicht überraschend, Völkermarkt gilt als Problemzone. Wenngleich auch im Bezirk die Konjunktur anzieht und die Arbeitslosigkeit sinkt, liege diese noch immer deutlich höher als vor Ausbruch der Krise 2008, die Zahl der Beschäftigten hingegen darunter. Der Tourismus fokussiere sich auf die Sommer- saison, ebenso die Bauwirtschaft. Die Beschäftigung in der Produktion blieb zwar zuletzt stabil, doch das reiche nicht aus, um Verluste vorangegangener Jahre wieder wettzumachen.
Auch in der Landeshauptstadt wuchs die Arbeitslosigkeit in den letzten zehn Jahren stärker als die Beschäftigung. Folglich nimmt Klagenfurt die unrühmliche letzte Position im Vergleich der Landeshauptstädte ein. In Klagenfurt sind 11,6 Prozent arbeitslos, beim Bestplatzierten Innsbruck 5,5.
Kärntens Arbeitsmarktreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) verweist naturgemäß auf eine sinkende Arbeitslosigkeit im Bezirk Völkermarkt – diese lag im ersten Quartal 2016 noch bei 16,13 Prozent und gehe seither zurück. Kritik übt sie am Bund, der die Aktion 20.000 für ältere Arbeitslose eingestellt hat, das treffe etwa Völkermarkt besonders. Kärnten versuche aber mit einer Reihe von Maßnahmen, etwa zusätzlichen Mitteln für den Bau, gegenzusteuern.
Faktum ist: Seit der lange Zeit stabile Kärntner Arbeitsmarkt in den 1980er-Jahren durch Werksschließungen massive Verwerfungen erlitt, war Vollbeschäftigung im Land kein Thema mehr, so Zewell. „Wir befinden uns in einer Randlage. Produktion und Industrie sind nicht so gut aufgestellt wie in Oberösterreich oder der Steiermark, der Tourismus nicht so gut wie in Tirol oder Salzburg.“
Auch jüngst erzielte kräftige Zuwächse in der Industrieproduktion konnten die Beschäftigung nicht auf Vorkrisenniveau heben: Obwohl zuletzt 400 neue Industrie-Jobs geschaffen wurden, fehlen noch immer 1500 auf den Stand des Jahres 2008. Digitalisierung und Rationalisierung förderten die Produktivität massiv, ohne dass im selben Maß zusätzliches Personal eingestellt werde.
Auch in Zeiten der Hochkonjunktur darf nicht bei Arbeitsmarkt-Programmen gespart werden. LH-Stv. Gaby Schaunig
Das erste Quartal ist in Kärnten traditionell besonders schwierig für den Arbeitsmarkt. AMS-Chef Franz Zewell