Geschmacklos oder die Wahrheit?
Josef Winklers Rede zum Klagenfurter 500-Jahr-Jubiläum polarisiert.
„Festakt mit scharfer Kritik und Misstönen“, Aufwecker „Rede an der Schmerzgrenze“, 25. 4.
Lieber Josef Winkler, wie sehr liebe ich den letzten Satz Ihrer Rede, den ich in der Kleinen Zeitung lesen durfte. Wie sehr liebe ich die Vorstellung des Klagenfurt anfliegenden Schwarms von Perserteppichen voller Bücher! Und dass es endlich eine Stadtbibliothek geben wird, die wunderlampenartig unsere Herzen und Gehirne erhellen wird und die Klagenfurter glücklicher machen! Danke für dieses Bild, ich liebe es und bewundere Ihre Schreibkunst!
Die von Ihnen verdeutlichten politischen Zusammenhänge sehe ich nicht in Ihrer Krassheit. Aber: Ja, Lesen und damit Träumen, Denken – kritisch und konstruktiv, Erkennen und Erfahren, und irgendwann vielleicht sogar Schreiben, das ist Menschenrecht. Und auch hin und wieder über Gelesenes anderer Meinung zu sein.
Dr. Christine Walder, Ferndorf
Ich glaube, ich spinne
Herrn Winklers Aussage bei der Feier der Stadt Klagenfurt über die „Verwahrung“der sterblichen Überreste des Dr. Jörg Haider hat meiner Meinung nach nichts mit der Freiheit der Kunst zu tun, dies ist unglaublich pietät- und geschmacklos, vor allem gegenüber der Familie. In einem „Asterix und Obelix“-Band sagt der Regisseur, auf die Frage zu Obelix, was er auf der Bühne zu sagen hätte, zu ihm: „Sag einfach, was dir einfällt.“Darauf Obelix auf der in einem römischen Theater: „Die spinnen, die Römer.“Manchmal glaube ich auch, ich spinne, wenn etwas wie das oben Erwähnte unter der Freiheit der Kunst dargeboten wird.
Friedrich Philipp, Villach
Wer, wenn nicht er
„Wenn die Seele eines Menschen in diesem Land geboren wird, werden ihr Netze übergeworfen, um sie am Fliegen zu hindern. Du sprichst mir von Nationalität, Sprache, Religion. Ich werde versuchen, an diesen Netzen vorüberzufliegen.“Wer die Wahrheit sagt, dem gebe man ein schnelles Pferd, damit er eiligst davonreiten könne! Wer, wenn nicht er, könnte so präzise formulieren. Ich jedenfalls kann mich immer wieder nur bei Josef Winkler bedanken. Jene Menschen, welche diese Tatsachen verleugnen, leben in einer anderen Welt!
Gerlinde Polesnik, Rosegg
Menschenverachtend
Einen solchen Festakt derartig zu beschmutzen, war der Stadt Klagenfurt und des großen Jubiläums einfach nicht würdig. Wer auch immer Herrn Winkler als Festredner eingeladen hat, er wird es wohl angesichts dieser furchtbaren rhetorischen Entgleisungen mehr als bedauern.
Reinhold Hribernig, Klagenfurt
Sprachliche Hinrichtung
Der Festredner einer 500-JahrFeier hat es nicht notwendig, den Festakt zu einer sprachlichen Hinrichtung zu missbrauchen. Einem Land den Spiegel mit solchen Worten vorzuhalten, das ist keine Kunst; das ist Beleidigung! Die Kärntner PoliBühne tik kann positive Entwicklungen auch ohne diese „honorigen Einflüsterer“gestalten. Oder doch nicht?
Möglicherweise braucht es ein Herr Winkler, dass man über ihn spricht.
DI Peter Binder, Klagenfurt
Der eigentliche Anlass
Der Missstand, dass Klagenfurt über keine einzige öffentliche Bibliothek verfügt, ist krass. Aber was war nun eigentlich der Anlass zu dieser Rede, Herr Josef Winkler? 500 Jahre seit der epochalen Schenkungsurkunde an die Stadt durch den Kaiser Maximilian. Ein paar Sätze hätte man diesem Ereignis eventuell widmen können. Sonst sind die Dichter, diese geborenen Festredner, bald eine Fehlbesetzung für feierliche Anlässe, was schade wäre.
Franz Zeder,Deutschlandsberg