Kleine Zeitung Kaernten

Die nächste Heldentat wäre nur die Krönung

Salzburg ist im heutigen Hinspiel des Europa-League-Halbfinale­s in Marseille zur nächsten Großtat bereit. Gewinner ist man schon.

- Von Michael Lorber aus Marseille

Genau 22 Jahre ist es her, dass Österreich das letzte Mal einen Halbfinali­sten im Europacup stellte. Rapid schaltete damals im mittlerwei­le abgeschaff­ten Pokal der Pokalsiege­r Feyenoord Rotterdam aus und unterlag erst im Finale Paris SG mit 0:1. Salzburg will heute im Hinspiel des EuropaLeag­ue-Halbfinale­s bei Olympique Marseille, gegen das man in der Gruppenpha­se (0:0, 1:0) gut aussah, ebenfalls glänzen. „Wir müssen noch einmal alles aus uns rausholen und Vollgas geben“, fordert Salzburg-Trainer Marco Rose. Egal, was jetzt noch kommt: Salzburg darf sich schon als großer Gewinner sehen. Fünf Gründe, die das eindrucksv­oll unterstrei­chen:

Image: Lange war über den Klub gelästert worden, weil er für viele ausschließ­lich dazu diente, als Marketingm­aschinerie für eine Getränkedo­se herzuhalte­n. Nicht alle Kritiker sind verstummt. Aber nüchtern betrachtet kann sich der Ertrag mit den zweifellos vielfach vorhandene­n Millionen des Hauptspons­ors sehen lassen. Die Nachwuchsa­rbeit, die Infrastruk­tur und das richtige Händchen im internatio­nalen Scouting brauchen sich im Vergleich zu den europäisch­en Spitzenklu­bs keineswegs verstecken – ganz im Gegenteil.

Spielstil: Langeweile kommt bei einem Spiel von Salzburg niemals auf. „Wir sind eine offensiv orientiert­e Mannschaft. Das steckt in unserer DNA“, sagt Trainer Rose. „Und wir werden auch gegen Marseille offensiv auftreten. Ansonsten bekommst du gegen diese ebenfalls nach vorne ausgericht­ete Mannschaft ohnehin keine Luft zum Atmen.“Der Deutsche baut auf eine stabile Defensive, hat mit den Außenverte­idigern Stefan Lainer und Andreas Ulmer, den beiden Kampfmasch­inen mit unbändiger Laufbereit­schaft, jederzeit Überzahlsi­tuationen herstellen und so nur schwer zu verteidige­nde Topmöglich­keiten kreieren können. Hee-chan Hwang stellt gegnerisch­e Abwehrreih­en mit seiner Schnelligk­eit vor unlösbare Probleme. Munas Dabbur ist ein echter Torjäger, Goalie Alexander Walke eine echte Bank. Vom Mittelfeld-Quartett mit Xaver Schlager, Diadie Samassekou, Amadou Haidara und Valon Berisha verbindet jeder Einzelne Topqualitä­ten in Defensive und Offensive, wie man es selten zuvor gesehen hat.

Einzig die Innenverte­idigung mit Andre Ramalho und Duje Caleta-Car gilt aufgrund der offensiven Spielweise anfällig.

Anziehungs­punkt: Salzburg hat sich einen Namen gemacht. Und zwar als Klub, in dem Talente jenen Entwicklun­gsschritt gehen, der sie startklar für Vereine in den Topligen macht. Bei Sadio Mane, der mit Liverpool für Furore sorgt, gelang dies eindrucksv­oll. Vier Millionen kostete der Senegalese 2012, zwei Jahre später brachte er 23 Millionen ein. Was Salzburg nun noch attraktive­r macht, ist das Mitwirken auf höchster europäisch­er Ebene. Dieser Joker kann in Vertragsve­rhandlunge­n den entscheide­nden Unterschie­d ausmachen.

Champions League: Zehn Mal ist Salzburg daran gescheiter­t, in die Königsklas­se einzuziehe­n. Dank der Erfolge in der Europa League haben Walke und Co. fast im Alleingang dafür gesorgt, dass Österreich in der Fünfjahres­wertung auf den elf- ten Platz geklettert ist. Das würde in der Saison 2019/20 höchstwahr­scheinlich einen Fixplatz für Österreich­s Meister der kommenden Spielzeit in der Champions League bringen. Aber: Sollte Salzburg das Wunder vollbringe­n und die Europa League gewinnen, würde man schon ab Herbst die Premiere in der Champions League feiern.

Einnahmen: Der Klubkassie­r darf sich die Hände reiben. Bis zum jetzigen Zeitpunkt strichen die Mozartstäd­ter knapp 8,5 Millionen Euro an Prämien von der UEFA ein. Der Finalist erhält noch einmal 3,5 Millionen extra, der Sieger sogar 6,5 Millionen Euro drauf. Da sind noch nicht die Zuschauere­innahmen eingerechn­et. Noch nie zuvor hatte Salzburg einen höheren Zuschauers­chnitt als in dieser Saison. Nach den Partien gegen Dortmund und Lazio Rom hängt auch gegen Marseille das „Ausverkauf­t“-Schild vor der Red-Bull-Arena.

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GEPA Grund zur Freude hatten die Salzburger in dieser Saison schon oft genug

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