Sie geben der Statistik ein Gesicht
Das vielfach ausgezeichnete Theater-Kollektiv „RiminiProtokoll“wird am 9. und 10. Juni mit „Matakustix“zum Geburtstag von Klagenfurt aufspielen.
Ein besonderes Geburtstagsgeschenk hat sich das Stadttheater zum 500Jahr-Jubiläum Klagenfurts ausgedacht: Zum Saisonfinale lädt es das vielfach ausgezeichnete, deutsch-schweizerische Regie-Autoren-Team „Rimini-Protokoll“ein, „100% Klagenfurt“zu inszenieren – ein mehrfach erprobtes Konzept, das sehr individuelle Porträts von Städten ins Rampenlicht stellt (z. B. bei den Wiener Festwochen 2008).
Waren es bisher Millionenstädte, deren Bevölkerung auf die Bühne gebeten wurde (z. B. Berlin, Melbourne, San Diego), so ist am 9. und 10. Juni die junge „Großstadt“Klagenfurt an der Reihe. „Wir öffnen damit das Haus für die ganze Stadt“, freut sich Stadttheater-Dramaturgin Philine Kleeberg über die Zusammenarbeit mit den innovativen Theatermachern, deren Markenzeichen Gegenentwürfe zum herkömmlichen Bühnengeschehen sind.
Denn weder Berufs- noch Laienschauspieler, die stets be-
stimmte Figuren verkörpern sollen, treten dabei auf, sondern Theater-Laien, die sich selbst darstellen. „Sie müssen nicht spielen. Und sie müssen nichts anderes mitbringen, als sich selbst“, erläutert Philip Jenkins, der für Daniel Wetzel vom „Rimini-Protokoll“Recherchen und Umsetzung koordiniert.
Als „statistische Kettenreaktion“ist das Projekt angelegt, das ausgehend von ausgewählten Personen im Schneeballverfahren und nach statistischen Kriterien 100 Klagenfurterinnen und Klagenfurter versammelt. Alter, Geschlecht, Bezirk, Haushaltsgröße, Nationalität etc. werden für einen Querschnitt der Gesellschaft herangezogen, der Klagenfurt ein Gesicht, der Statistik viele Gesichter geben wird. Die repräsentative Stichprobe der Bevölkerung wird durch einfache JaNein-Fragen auf der Drehbühne des Stadttheaters zu immer neuen geometrischen Figuren zusammengestellt, die musikalische Begleitung übernimmt die heimische Erfolgsband „Matakustix“mit ihrer „alternativen Volksmusik“.
Diese lebendige Bevölkerung-Statistik wird auch in einem Programm-Buch abgebildet, in dem die Spielenden, von Rimini-Protokoll die „Experten des Alltags“genannt, porträtiert sind. Wer mitmachen, sich aber nicht ins Scheinwerferlicht stellen will, kann als Pate dabei sein. Für eine Patenschaft (190 Euro) erhält man nicht nur das Programmbuch mit der Nennung des eigenen Namens, sondern auch zwei Eintrittskarten für die Premiere samt VIPEmpfang und Premierenfeier.