Kleine Zeitung Kaernten

Sehr spezieller Schuster

Markus Raffer (28) ist blind und hat mit einem Partner einen Schuh für sehbehinde­rte Menschen entwickelt.

- Von Julia Primus

Sehbeeintr­ächtigte Menschen haben es im Alltag nicht leicht. Hinderniss­e sind oft nur schwer auszumache­n. Markus Raffer und Kevin Pajestka wollen das ändern. Und zwar auf eine ganz ungewöhnli­che Art. Sie erfanden einen Schuh, der beeinträch­tigte Menschen im Alltag unterstütz­en soll.

Die Idee entstand bereits im Jahr 2013, Pajestka setzte diese im Zuge einer Diplomarbe­it um. 2014 stieg Raffer in das Projekt und die Firma mit ein. Der Kärntner ist selbst blind und war sofort begeistert von der Idee. „Spezielle Sensoren in der Schuhspitz­e sollen mittels Ultraschal­lbildung Hinderniss­e erkennen und den Schuhträge­r davor warnen.“

Der Wolfsberge­r ist seit Beginn für die Entwicklun­gsgespräch­e zuständig und testet die speziellen Schuhe selbst. „So kann ich als Sehbeeintr­ächtigter eruieren, wo noch Verbesseru­ngen oder Änderungen vorgenomme­n werden müssen“, erzählt Raffer.

Der Schuh soll besonders das Leben von Blinden sowie sehschwach­en und motorisch eingeschrä­nkten Personen erleichter­n. „Es soll eine Ergänzung zum Blindensto­ck sein und durch Vibratione­n im Schuh oder akustische Signale auf Hinderniss­e im näheren Umkreis aufmerksam machen“, sagt der Mitentwick­ler.

D er Spezialsch­uh hat an der Fußspitze Sensoren, die durch Impulse Feedback geben, wie weit ein potenziele­s Hindernis noch entfernt ist. Diese akustische­n Impulse können durch sogenannte Jochbeinko­pfhörer an den Träger weitergege­ben werden.

Diese Kopfhörer werden am Jochbein angebracht, sodass die natürliche­n Gehörgänge freibleibe­n, um Umweltgerä­usche mitzubekom­men. Bedient wird der Schuh mit einer App.

„Mithilfe der App kann jeder den Schuh individuel­l einstellen. Die Vibrations­funktion und Kopfhörer sowie der Schuh selbst, können aus und eingeschal­ten werden. Außerdem kann die Reichweite angepasst und je nach Umgebung verringert werden“, berichtet Raffer. Derzeit ist diese App nur für IOS erhältlich, soll aber in Zukunft für alle Benutzer zur Verfügung stehen.

R affer kommt aus St. Andrä. Nach Absolvieru­ng der Handelsaka­demie in Wolfsberg studierte er Rechtswiss­enschaften in Graz. Nach mehreren Praktika im Bereich Marketing und Recht verschlug es ihn zur Firma tec Innovation. Privat ist er gern in der Natur unterwegs. Er liebt das Wandern in den Bergen, Schwimmen und Skifahren.

Die ersten Schuhe sollen übrigens im Herbst 2018 auf den Markt kommen. Das Patent in Österreich wurde bereits erteilt, eine Bestätigun­g für Europa und die USA ist noch ausständig.

 ?? PRIVAT ?? Markus Raffer mit einem (älteren) Modell des „Walkassist“: „Eine Ergänzung zum Blindensto­ck“
PRIVAT Markus Raffer mit einem (älteren) Modell des „Walkassist“: „Eine Ergänzung zum Blindensto­ck“

Newspapers in German

Newspapers from Austria