Thomas Hundertpfund ist Team-Kapitän.
KÄRNTNER DES TAGES. Der Klagenfurter Thomas Hundertpfund (28) wird Österreichs Eishockey-Nationalteam zur WM nach Kopenhagen führen. Anstelle großer Worte lässt der Stürmer lieber Taten sprechen.
Welche Eigenschaften ein guter Kapitän im Mannschaftssport besitzen muss? Das kommt auf die Sichtweise an. Für Trainer zählen andere Dinge als für die Teamkollegen. Bindeglied ist ein naheliegender Ausdruck, aber eher blanke Theorie. Schalldämpfer oder Sprachrohr (je nach Situation) die gängige Praxis. Im österreichischen Nationalteam dürfte die Wahl von Teamchef Roger Bader für die bevorstehende Eishockey-WM in Kopenhagen auf Thomas Hundertpfund fallen. Ein immenser Vertrauensbeweis für den Klagenfurter, der als Kennzeichnung dieses Amtes erstmals bei Testspielen im November 2016 das „C“auf der Brust getragen hatte. Hundertpfund gilt als logische Wahl, den verletzten Thomas Raffl zu vertreten. Schließlich etablierte sich der KAC-Stürmer in den vergangenen Jahren zum absoluten Führungsspieler. Ausgerechnet im Nationalteam lief der 28-Jährige stets zu Höchstleistungen auf. Bei seinem Stammverein blies ihm immer wieder Gegenwind entgegen. Erst ein Machtwort von Boss Hellmuth Reichel brachte die Vertragsverhandlungen mit dem Klagenfurter ins Rollen.
Sieben Jahre ist es her, als der Center in den erlauchten Kreis der internationalen Erstklassigkeit schnupperte. Respekteinflößende Begegnungen hatte er damals mit dem Weißrussen Andrei Kostitsyn – ein knallharter Hüne aus der NHL. Unbekümmert avancierte er zwei Jahre später bereits zum zweitbesten rot-weiß-roten Punktesammler. Zwischen Thomas Vanek und Michael Raffl – eine Konstellation, die sich im Laufe
des WM-Turniers 2013 zur ös-
terreichischen Paradelinie etablieren sollte. Hundertpfund erinnert sich: „Das war etwas Besonderes. Vanek war ja ein NHL-Star und Raffl wechselte nach der WM nach Philadelphia.“Wenn Hundertpfund solche Geschichten mit unterhaltsamen Details erzählt, ist ihm die Aufmerksamkeit seiner Kollegen gewiss.
Aber nicht nur dann. „Wenn ich etwas sage, dann weiß jeder, dass es ernst wird“, verrät der versierte Allrounder auf dem Eis. Das ist jedoch eher die Aus- nahme. In der Regel hält sich der Ruhepol eher zurück: „Wir haben viele gute Typen in der Truppe. Da ist es nicht notwendig, ständig irgendwelche Reden zu schwingen“, schildert er die Kabinenstimmung.
beherbergt diese Rolle aber in jedem Fall. „Als Kapitän hast du die Pflicht, dich um die jüngeren Spieler zu kümmern. Man geht mit gutem Beispiel in puncto Disziplin, Trainingseifer und Pünktlichkeit voran. Nur wenn alle mitziehen, kann ein Team erfolgreich sein.“Im Nationalteam ist der Zeitdruck vielleicht noch etwas höher als anderswo. Schließlich ist die Findungs-Phase knapp bemessen. Binnen 14 Tagen muss eine Einheit gebildet werden.
Unterbewusst liegt ihm das dafür nötige Empfinden von Pflichtbewusstsein möglicherweise in den Genen. Sein Kindheitswunsch war immer, einmal Pilot zu sein. „Das hat sich nicht geändert. Ich träume davon, einmal ein Flugzeug zu fliegen.“Doch solche Abenteuer werden im Hause Hundertpfund demnächst in den Hintergrund rücken, Freundin Melanie erwartet ihr erstes Kind.
Zuvor gilt es für Team Austria mit Kapitän Thomas Hundertpfund, in der Eishockey-Elite in Kopenhagen zu bestehen. Das heikle Ziel heißt einmal mehr „Klassenerhalt“. Bader hat mit dem Klagenfurter wohl aus Kalkül gehandelt. Der Schweizer weiß: „Ein guter Kapitän wird man nicht in ruhigen Gewässern.“Und in turbulenten Zeiten hat sich Hundertpfund oft genug bewährt.