Kleine Zeitung Kaernten

Die Luft wird dünn für May

Die jüngste Affäre nimmt ihr die Glaubwürdi­gkeit.

- Ingo Hasewend

Die Windrush-Affäre um Nachkriegs­einwandere­r aus ehemaligen britischen Karibik-Kolonien wirft einen dunklen Schatten auf die Regierung in London. Spätestens seit Herbst 2017, seit einem Enthüllung­sbericht im „Guardian“, sollte Premiermin­isterin Theresa May gewarnt und ihr Kabinett damit im Aufarbeitu­ngsmodus sein. Stattdesse­n schwindelt­e sich ihre Innenminis­terin Amber Rudd, in London oft als politische­r Komet behandelt, durch ein Lügengebäu­de. Nun gab sie auf und gestand ein, in einem parlamenta­rischen Ausschuss „versehentl­ich getäuscht“zu haben – notgedrung­en, nachdem widersprüc­hliche Dokumente öffentlich wurden. er Skandal wirft auch ein schlechtes Licht auf die gesamte Einwanderu­ngspolitik der May-Regierung – die unter einer Innenminis­terin May initiiert wurde. Die offensicht­lich gewordene Irrfahrt der britischen Politik in der Migrations­frage lässt für die EU-Bürger nach dem Brexit Schlimmes erahnen. Mit Rudd hat May nicht nur eine Vertraute verloren, sondern auch ein Bollwerk in diesem innenpolit­ischen Skandal – zudem eine mäßigende Stimme in ihrem Regierungs­kabinett in der Brexit-Frage. Diese Mixtur macht es May in den Verhandlun­gen über eine Abmilderun­g der Brexit-Folgen mit Brüssel nicht leichter. Sie ist noch weiter geschwächt – mehr als durch die Neuwahlen im Juni und alle vorherigen Rücktritte. May hat sich das Problem allerdings in jeder Hinsicht selbst zuzuschrei­ben.

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