Nächster Tiefschlag für strauchelnde Theresa May
Mit Innenministerin Amber Rudd verliert die britische Regierungschefin eine zentrale Figur für ihre Brexit-Politik.
Es ist ein Rückschlag für die britische Premierministerin Theresa May: Wegen eines Skandals um den Umgang mit karibischen Einwanderern ist Innenministerin Amber Rudd zurückgetreten. Die 54-Jährige galt als enge Vertraute der ToryParteichefin. Rudd vertrat eine moderate Haltung gegenüber der EU und galt als ausgleichende Kraft in Mays Kabinett, dem mehrere Brexit-Befürworter angehören. Überdies finden am Donnerstag Gemeinderatswahlen in England statt. Den konservativen Tories droht eine schwere Niederlage.
In der Windrush-Affäre geht es um den Umgang mit Einwanderern aus Karibikstaaten des Commonwealth, die nach dem Zweiten Weltkrieg legal nach Großbritannien gekommen waren und beim Wiederaufbau halfen. Den Einwanderern wurde 1971 das Bleiberecht zugesprochen. Viele machten ihren Status aber nie offiziell. Im Zuge von Gesetzesverschärfungen gerieten sie und ihre Nachfahren in den Fokus der Behörden. Rudd hatte zugegeben, einen Parlamentsausschuss hinsichtlich der Pläne für Abschiebungen „versehentlich getäuscht“zu haben.
Seit den Neuwahlen im Juni musste May wiederholt wegen Rücktritten ihre Regierung umstellen. Zum Innenminister ernannte sie Sajid Javid. Der Sohn pakistanischer Einwanderer ist der erste britische Innenminister mit Migrationshintergrund. Der 48-Jährige hatte im „Sunday Telegraph“erklärt, seine Familie hätte von einer Abschiebung bedroht sein können.