Kleine Zeitung Kaernten

Arbeit muss sich auch auszahlen!

- Christian Keuschnigg über Kürzungen der Mindestsic­herung und veritable Armutsfall­en.

Der Weg aus der Armut führt über die Arbeit. Die Bekämpfung der Armut bei den Schwächste­n soll ein am Bedarf orientiert­es Mindestein­kommen sicherstel­len. Über die Höhe kann man lange streiten. Die Unterstütz­ten suchen aber auch eine realistisc­he Aussicht, die eigene Situation mit einem Hinzuverdi­enst zu verbessern. Abgesehen von einem kleinen Freibetrag bleibt vom Mehrverdie­nst in Österreich nichts übrig, wenn auf der anderen Seite die Mindestsic­herung um denselben Betrag gekürzt wird. Das entmutigt die Eigenanstr­engung und wird zur veritablen Armutsfall­e.

Eine Lösung ist, nicht beim Mindestein­kommen ohne Beschäftig­ung, sondern beim Hinzuverdi­enst durch eigene Arbeit großzügig zu sein. Dann können die Unterstütz­ten ihre Arbeit etwas billiger anbieten und trotzdem ihre Lage verbessern. Damit Arbeit statt Armut möglich wird, muss sich Arbeit auszahlen, für jene, die mit einem Hinzuverdi­enst ihre Lage verbessern wollen, wie auch für jene, welche mehr Jobs für gering qualifizie­rte Arbeit schaffen sollen. Solidaritä­t braucht es nicht nur bei den Gebern, sondern auch bei den Nehmern. Der Anspruch auf Unterstütz­ung hat mehr Rechtferti­gung, wenn eine Leistung erfolgt, seien es gering bezahlte Jobs, Teilnahme an Qualifizie­rung, gemeinnütz­ige Arbeit. Zudem steigert ein Zusatzeink­ommen aus eigener Leistung das Selbstwert­gefühl. Die Bereitscha­ft, Steuern zu zahlen, steigt ebenfalls, wenn die Empfänger die Unterstütz­ung aktiv nutzen, um ihre Lage zu verbessern. Das stärkt den sozialen Zusammenha­lt. enn ein gering Qualifizie­rter eine Arbeit aufnimmt, sinkt die Zahl der Arbeitslos­en und steigt die Zahl der Beschäftig­ten im Niedrigloh­nsektor. Jedes noch so kleine, selbst erarbeitet­e Einkommen ist ein Gewinn für die Gesellscha­ft. Es soll teilweise als Hinzuverdi­enst bei den Bedürftige­n bleiben, damit sie ihre Lage merklich verbessern können. Der andere Teil spart Ausgaben bei der Mindestsic­herung und entlastet die Steuerzahl­er. Wenn aus dem Hinzuverdi­enst auch noch eine richtige Stelle wird, dann ist am meisten gewonnen.

ist Professor für Nationalök­onomie an der Universitä­t St. Gallen

„Es braucht Großzügigk­eit weniger beim Mindestein­kommen, sondern vielmehr beim Hinzuverdi­enst durch Arbeit.“

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