Arbeit muss sich auch auszahlen!
Der Weg aus der Armut führt über die Arbeit. Die Bekämpfung der Armut bei den Schwächsten soll ein am Bedarf orientiertes Mindesteinkommen sicherstellen. Über die Höhe kann man lange streiten. Die Unterstützten suchen aber auch eine realistische Aussicht, die eigene Situation mit einem Hinzuverdienst zu verbessern. Abgesehen von einem kleinen Freibetrag bleibt vom Mehrverdienst in Österreich nichts übrig, wenn auf der anderen Seite die Mindestsicherung um denselben Betrag gekürzt wird. Das entmutigt die Eigenanstrengung und wird zur veritablen Armutsfalle.
Eine Lösung ist, nicht beim Mindesteinkommen ohne Beschäftigung, sondern beim Hinzuverdienst durch eigene Arbeit großzügig zu sein. Dann können die Unterstützten ihre Arbeit etwas billiger anbieten und trotzdem ihre Lage verbessern. Damit Arbeit statt Armut möglich wird, muss sich Arbeit auszahlen, für jene, die mit einem Hinzuverdienst ihre Lage verbessern wollen, wie auch für jene, welche mehr Jobs für gering qualifizierte Arbeit schaffen sollen. Solidarität braucht es nicht nur bei den Gebern, sondern auch bei den Nehmern. Der Anspruch auf Unterstützung hat mehr Rechtfertigung, wenn eine Leistung erfolgt, seien es gering bezahlte Jobs, Teilnahme an Qualifizierung, gemeinnützige Arbeit. Zudem steigert ein Zusatzeinkommen aus eigener Leistung das Selbstwertgefühl. Die Bereitschaft, Steuern zu zahlen, steigt ebenfalls, wenn die Empfänger die Unterstützung aktiv nutzen, um ihre Lage zu verbessern. Das stärkt den sozialen Zusammenhalt. enn ein gering Qualifizierter eine Arbeit aufnimmt, sinkt die Zahl der Arbeitslosen und steigt die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Jedes noch so kleine, selbst erarbeitete Einkommen ist ein Gewinn für die Gesellschaft. Es soll teilweise als Hinzuverdienst bei den Bedürftigen bleiben, damit sie ihre Lage merklich verbessern können. Der andere Teil spart Ausgaben bei der Mindestsicherung und entlastet die Steuerzahler. Wenn aus dem Hinzuverdienst auch noch eine richtige Stelle wird, dann ist am meisten gewonnen.
ist Professor für Nationalökonomie an der Universität St. Gallen
„Es braucht Großzügigkeit weniger beim Mindesteinkommen, sondern vielmehr beim Hinzuverdienst durch Arbeit.“
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