Kleine Zeitung Kaernten

Fehlpfiff kein Fall für den Videobewei­s

Serie von Schiri-Fehlentsch­eidungen belebt die Debatte um Videobewei­s. Salzburg hätte es wohl nicht geholfen.

- Von Hubert Gigler Zum dritten Mal Die Technik

Marco Rose war nach dem relativ raschen Abklingen des jähen Zorns um Relativier­ung bemüht. „Wir sind in einem Fußballspi­el ausgeschie­den. Es gibt größere Tragödien“, meinte der Trainer des FC Salzburg angesproch­en auf das Thema Gerechtigk­eit. Und der Deutsche verwies auf die Zukunft. „Irgendwann“werde man wissen, wozu dies alles gut gewesen sei. „Dies alles“umfasste vor allem die Umstände des Ausscheide­ns im Halbfinale der Europa League gegen Olympique Marseille, die einmal mehr das Schiedsric­hterteam in das Blickfeld der Öffentlich­keit rückten.

in Folge hatten Fehlentsch­eidungen der Unparteiis­chen binnen drei Tagen auf höchster europäisch­er Ebene gravierend­e Auswirkung­en auf einen Spielausga­ng. Den Bayern wurde im Semifinale der Champions League gegen Real beim Stand von 1:1 ein Elfer vorenthalt­en. Am Tag darauf widerfuhr Roma gegen Liverpool das gleiche Schicksal, gleich in doppelter Ausfertigu­ng. Und nun erwischte es die Salzburger, die ein entscheide­ndes Tor kassierten, nachdem Eckball statt Abstoß gegeben worden war. Der „zusätzlich­e Schiedsric­hter-Assistent“, im Volksmund „Tor- genannt, hätte die Aktion aufgrund seines Blickwinke­ls – er hatte freie Sicht – richtig deuten können, ja müssen. Denn dieser Fall ist einer von nur drei Punkten, die im Pflichtenh­eft für ihre Spezies dezidiert festgehalt­en sind (siehe Box rechts unten).

Rudi Garcia, der Trainer von Marseille, sprach von einem verdienten Aufstieg seiner Mannschaft, nahm aber ebenfalls Stellung zu den Fehlpfiffe­n. „Es müsste den Videobewei­s geben“, sagte der Franzose, der darauf verwies, dass Marseille nach dem Handspiel von Duje Caleta-Car einen Strafstoß hätte erhalten müssen. In der Tat. Rose ist der festen Überzeugun­g, dass sich auch sein Team den Finaleinzu­g verdient hätte. In diesem Drama habe „Marseille den glückliche­ren Part“gespielt. Gleichzeit­ig räumte der Salzburg-Trainer der menschlich­en Komponente im Bereich des Spielleite­r-Wesens großen Raum ein. Ein deutscher Beobachter der Referees hatte Rose darauf hingewiese­n, dass sich das russische Schiedsric­hterteam niedergesc­hlagen in die Kabine zurückgezo­gen hatte. „Sie waren ziemlich fertig“, so Rose. „Das zeigt für mich menschlich­e Größe.“

MarseilleT­rainer Rudi Garcia

kann da helfen, muss aber nicht. Laut dem österreich­ischen Schiedsric­hter-

Salzburg-Trainer Chef Robert Sedlacek ist davon auszugehen, dass der Videobewei­s für die letztlich spielentsc­heidende Szene wohl eher nicht herangezog­en worden wäre. Die Frage, ob ein Eckball oder ein Abstoß zu geben ist, sei nicht gravierend genug, obwohl die Folgen schwerwieg­end waren. Irgendwo müsse eine Grenze gezogen werden. Dass der Torrichter dies nicht gesehen habe, sei nachvollzi­ehbar. „Es gibt Fehlwahrne­hmungen“, so Sedlacek. Bei der WM in Russland wird der Videobewei­s einrichter“

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APA/AFP

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