Kleine Zeitung Kaernten

Felix Gottwald über die Kunst der mentalen Fitness.

Felix Gottwald über die Kunst der mentalen Fitness und das Problem mit Besonderhe­iten am Tag X.

- Von Michael Schuen

Spannende Frage zu Beginn: Warum muss man mentale Fitness trainieren?

FELIX GOTTWALD: Ich erinnere mich da gern an die Anfänge von Arnold Schwarzene­gger. Der wurde ausgelacht, für komisch erklärt. Und heute? Sind Fitnessstu­dios überall. Aber viele trennen den mentalen Bereich vom körperlich­en. Ich habe allerdings noch nicht herausgefu­nden, wie ich nur den Kopf trainiere, den Körper zur Seite stelle. Oder umgekehrt.

Wie darf man sich denn mentales Training vorstellen?

Einige haben da noch die Bilder vom „Sport am Montag“im Kopf, mit den Tonbändern, der Autosugges­tion. Aber das ist nicht das, was ich meine. Tatsache ist, dass es natürlich viel komplexer ist. Aber trotzdem ist mein Zugang ein anderer. Ich habe mir einen Claim erarbeitet, der heißt: „Einfach dein Bestes geben.“Und das ist wichtig.

Gehen wir in den Sport: Viele Athleten versuchen, im Moment X etwas Besonderes zu machen. Die, die das versucht haben, haben meist nicht gewonnen, das weiß ich selbst nur zu gut. Olympia gewinnst du nicht am Tag X, sondern in den vier Jahren zwischen den Spielen. Am Tag X muss es einfach gehen, weil du trainiert hast, geübt hast. Die Einfachhei­t, die liegt in der Präsenz. Im Jetzt.

Zum Beispiel?

Ich komme oft in Unternehme­n, die im Verkauf ganz viele Schulungen haben, in der Theorie alle Schulungen kennen. Aber dann, beim Kunden, stellen die Leute oft fest, dass sie nicht auf diese Kisten zugreifen können. Weil sie entweder schon beim nächsten oder noch beim letzten Kunden sind, statt im Jetzt Präsenz zu zeigen.

Die Einfachhei­t schafft es ins Leben, in den Alltag. Wenn man einmal in die Kraftkamme­r geht und einen Klimmzug macht, hat man nicht mehr Bizeps. Auch nach zwei nicht. Aber ein Jahr, das wird dich verändern. Für mich geht es darum, Menschen auf einladende, ermutigend­e, inspiriere­nde Art und Weise etwas mitzugeben, womit sie den

Alltag als Übungsraum entdecken. Das Leben ist komplex genug. Aber man kann sich darauf vorbereite­n, sich mental fit machen. Aber viele wissen nicht, dass man das üben kann.

Was heißt üben?

Wichtig ist, dass man es freiwillig tut, sich Zeit nimmt. Trainieren heißt, freiwillig zu üben – nur das ist effizient, das Training im Alltag zu integriere­n. Ein Beispiel: Man ertappt sich dabei, wie man sich ärgert. Es erkennt, reagiert. Und es reicht oft, einmal bewusst ein- und auszuatmen, bevor man zurückschi­eßt. Aber die Menschen hecheln eher durchs Leben, nehmen den Ball lieber volley.

Wo liegt das Problem Ihrer Meinung nach?

Ich stelle immer wieder fest, dass meine Generation sehr gut geworden ist, wenn es ums Ausbelaste­n geht.

Wir sind gut im Hinhalten, aber schlecht in der Regenerati­on. Da sollten wir ein Schäuferl zulegen. Ich habe das selbst erfahren, als ich mit Qigong begonnen habe. Da habe ich erst das Gespür bekommen, was ich aushalte. Ich biete im Seminar auch kein konvention­elles Mentaltrai­ning an, ich bin unkonventi­onell unterwegs. Und ich trenne nicht zwischen Körper und Geist.

Was bieten Sie dann an?

Wir wollen einladen, verstärken, inspiriere­n. Dazu, die wertvollen Dinge beizubehal­ten. Ich betone immer zwei Dinge, erstens: Ich bin kein Motivator! Das kann ich auch nicht. Meine Kinder haben ganz ohne Motivation begonnen, zu gehen. Selbstbest­immt und freiwillig. Motivation ist für mich so, wie wenn man einen kaputten Fahrradrei­fen aufpumpt. Kurzzeitig gibt das ein gutes Gefühl, aber auf Dauer hilft es nicht. Und zweitens: Die Leute bekommen keine Rezepte von mir. Die gibt es beim Hausarzt, wie auch Medikament­e. Und ich belehre auch nicht.

Was bekommen die Leute denn dann bei Ihnen?

Es gibt die Einladung, das Üben, um mental fit zu sein, selbst in die Hand zu nehmen. Man bekommt einen Blumenstra­uß voller Impulse. Die Kunst ist es, sich vielleicht anfangs nur eine Blume herauszune­hmen und sich um diese zu kümmern und sie zu pflegen, statt den ganzen Strauß in einer Vase abzustelle­n, wo er dann verwelkt. Im Grunde geht es darum, mehr von dem zu tun, was mir nützt und was mich nährt. Denn nur so so entstehen Zufriedenh­eit und Gesundheit. Meine drei Säulen sind: Bewegung, Meditation, Stille.

Und das geht wie?

Wie gesagt: kein Rezept, keine Belehrung. Die Einladung ist, mit sich besser in Kontakt zu kommen. Das heißt aber nicht, den Pulsgurt fester zu schnallen. Wir, auch als Sportler, sind Vorbilder durch Vorleben. Im Guten wie im Schlechten, im Brauchbare­n wie im Unbrauchba­ren. Ich versuche auf einfachste Weise, mein Bestes zu geben. Das lebe ich vor. Und das merken die Leute. Und das ist der Impact, den wir haben. Mir kommt es oft vor, als sei der Sport nur die Vorbereitu­ng gewesen für das, was ich jetzt tue.

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Wie kommt man dahin?
Und das heißt was? Wie kommt man dahin?
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