Kleine Zeitung Kaernten

US-Präsident Donald Trump brauchte nur elf Minuten, um den historisch­en Atom-Deal mit dem Iran zu sprengen.

Trump verkündete den Ausstieg der USA aus dem Iran-Atom-Deal. Die USA setzen ihre Iran-Sanktionen wieder in Kraft.

- Von unserem Korrespond­enten

Donald Trump setzte eine bittererns­te Miene auf, als er am Dienstagab­end unserer Zeit an das Rednerpult im Diplomatic Room des Weißen Hauses trat. „Das iranische Regime ist der größte staatliche Unterstütz­er von Terror“, hob der amerikanis­che Präsident zu einer düsteren Rede an, die die Regierung in Teheran in den finsterste­n Farben zeichnete.

Doch noch härter als mit den Mullahs ging Trump mit dem Atomabkomm­en von 2015 ins Gericht: Nicht nur „desaströs“und „schlecht ausgehande­lt“sei der Deal, nein, im Kern sei er „verdorben“und „verfault“. Viel hätte wohl nicht gefehlt, dass der Präsident den Vertrag öffentlich zerrissen hätte.

So weit kam es nicht. Stattdesse­n setzte Trump eine zackige Unterschri­ft unter ein Memorandum, das das politiVers­prechen sche Schicksal des Abkommens besiegeln dürfte: Die USA ziehen sich aus der gemeinsam mit Russland, China, Frankreich, Großbritan­nien und Deutschlan­d geschlosse­nen Vereinbaru­ng zurück und lassen die Sanktionen wieder aufleben, die vor drei Jahren im Gegenzug für das Einfrieren des iranischen Atomprogra­mms aufgehoben worden waren. Ausdrückli­ch drohte der Präsident zudem: „Jede Nation, die den Iran bei der nuklearen Aufrüstung hilft, wird ebenfalls mit Sanktionen belegt werden.“

In der Sache hatte sich schon länger dass Trump das Iran-Abkommen nutzen würde, um sich als eiserner Wahrer amerikanis­cher Interessen zu präsentier­en. Der Präsident hatte kritisiert, dass durch den Deal weder der Bau von ballistisc­hen Raketen noch die Unterstütz­ung von Terrorgrup­pen durch das Teheraner Regime unterbunde­n werde. Doch der martialisc­he Ton und die fulminante Begründung, mit denen Trump den einseitige­n Rückzug aus der Vereinbaru­ng untermauer­te, fielen überrasche­nd aus. Nicht nur erklärte er ohne Rücksicht auf zwischenze­itliche Regierungs­wechsel in Teheran, die Mullahs hätten Hunderte amerikanis­che Soldaten umgebracht. Auch behauptete er, die iranischen Raketen würden amerikanis­che Städte bedrohen – was tatsächlic­h für die nordkorean­ischen Raketen gilt.

Am befremdlic­hsten aber war Trumps Behauptung, der Iran arbeite trotz des Abkommens weiter an der atomaren Aufrüstung: „Es gibt Beweise, dass das iranische eine Lüge war.“Dabei bezog sich Trump auf die theatralis­ch inszeniert­e Pressekonf­erenz des israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu vor wenigen Tagen. Der hatte jedoch nur Belege dafür präsentier­t, dass die iranische Regierung die Öffentlich­keit vor Abschluss des Abkommens getäuscht hat.

Nach Abschluss des Abkommens hat sich der Iran nach übereinsti­mmender Einschätzu­ng der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde und der Europäer voll an die Absprachen gehalten. Mehr noch: Sowohl Dan Coats, der Direktor der nationalen US-Nachrichte­ndienste, als auch der neue US-Außenminis­ter Mike Pompeo haben bei Kongressan­hörungen in den vergangene­n Wochen ausdrückli­ch erklärt, es gebe keine Belege für iranische Verstöße gegen das Abkommen.

Doch Fakten schienen Trump bei seiner martialisc­hen Rede eher am Rande zu interessie­ren. So behauptete er auch, die USA seien sich mit ihren Verbündeab­gezeichnet,

ten einig, dass der Iran-Deal untauglich sei. Tatsächlic­h hatten Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei Besuchen in Washington Trump eindringli­ch ermahnt, das Abkommen nicht aufzukündi­gen. Dass ihnen der Präsident nun sogar ausdrückli­ch mit Sanktionen drohte, falls Unternehme­n aus ihren Ländern weiter Geschäftsb­eziehungen mit dem Iran unterhalte­n, wirkte wie ein besonders unfreundli­cher Akt. Betroffen könnten zum Beispiel deutsche Banken sein, die Zahlungen für Erdölgesch­äfte an die iranische Zentralban­k weiterleit­en.

Doch die Details des US-Vorgehens blieben am Dienstag zunächst unklar. „Wenn ich etwas ankündige, dann mache ich es auch“, lobte sich Trump am Ende seines Vortrags für die Umsetzung seines Wahlkampfv­ersprechen­s. Natürlich sei er sofort bereit, ein besseres Abkommen zu verhandeln, verkündete er: „Große Dinge für den Iran können passieren.“Genauer erklärte er das nicht.

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AFP Trump bei der Verkündung des Ausstiegs
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Karl Doemens aus den USA
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