„Das Widerwärtige, das in uns lebt, kommt an die Oberfläche“
Arik Brauer erinnert beim Festakt im Kanzleramt an die ambivalenten Gefühle zu Kriegsende in Österreich.
Der Befreiung von der NSDiktatur hat die Regierung bei einem Festakt gedacht. Kanzler Sebastian Kurz sprach von einem Tag der Freude, es sei auch ein Tag, an dem „wir uns unserer Verantwortung stellen müssen“. Österreich habe zu lange gebraucht, um sich mit seiner Geschichte kritisch auseinanderzusetzen. Auch Strache meinte, dass man das Ende des NS-Terrors als Fest der Freude feiere. „Es hat aber auch zwei Gesichter dieser Befreiung gegeben, weil es dann noch viel Leid gegeben hat.“Strache ortete eine Verantwortung gegenüber den NS-Opfern, „dass so etwas nie wieder in unserer Geschichte Platz greift“. Der Antisemitismus sei ein „Ungeist, der in unserer Bevölkerung vorhanden ist. Wir haben alle Verantwortung zu tragen.“
Festredner Arik Brauer selbst berichtete von seiner Verzückung angesichts des von ihm erlebten Einmarschs der roten Armee. „Für mich war es selbstverständlich eine Befreiung, ein Sieg. Nicht so für die Bevölkerung.“Zerstörte Wohnungen, gefallene Kinder und Ehemänner, vergewaltigte Töchter seien die Realität gewesen. „Die Menschen hatten das Gefühl, wir haben den Krieg verloren, so, jetzt haben wir den Scherm auf.“Brauer erinnerte an den „hysterischen Jubel“1938. Und: „Diktatur kann man nicht ein bisserl kriegen“, diese sei fürchterlich, denn „da kommt das Böse und das Widerwärtige, das in uns lebt, an die Oberfläche“. Stehende Ovationen für Brauer.