Der Walzerkönig
Schlagzeuger-Legende Peter Erskine begeisterte mit seinem Quartett in Bleiburg.
Dr. Um“, ruft Peter Erskine am Ende seines Konzerts im Bleiburger Brauhaus Breznik, nachdem er alle seine Bandmitglieder vorgestellt hat. Er zeigt dabei auf sich selbst. Dr. Um, also die punktierte Version des englischen Worts „Drum“für Schlagzeug. So hat sich der 1954 Geborene ironisch quasi eigenhändig zum Ehrendoktor seines Instruments erklärt. Mit Fug und Recht – das liegt nicht nur an seinen großen Meriten. An der Seite von so legendären Bassisten wie Jaco Pastorius oder Marc Johnson hat er bekanntlich Rhythmusgruppen formiert, die Jazzgeschichte geschrieben haben. Das waren so ungefähr die Ausläufer des Jazzrock, in denen Erskine im Gegensatz zu vielen „Dreschern“durch sein extrem differenziertes Spiel auffiel.
Er kann es noch heute. Je leiser er spielt, desto gefühlt komplexer wird das Geschehen. Er tanzt fast auf seinem Schlagzeug und wirkt dabei so entspannt.
Sein Quartett setzt eine große Bandbreite an Stilen gekonnt in Szene. Pianist John Beasley steuert etliche Kompositionen bei. Dazwischen gibt es Filmmusik von Henry Mancini und – sehr berührend – Joe Zawinuls „Speachless”, eine Hommage an den 1987 tragisch ums Leben gekommenen Jaco Pastorius. Hier bemüht Erskines Neffe Damian mit viel Gefühl die höchsten Töne seines E-Basses. Bob Sheppard fügt sich an Sopranund Tenorsaxofon sehr harmonisch ins Ensemble. Bliebe noch ein abschließender kleiner Walzer zu erwähnen, den Erskine „close enough to Vienna“so vertrackt anlegt, dass dem Walzerkönig dabei wohl Hören und Sehen vergangen wäre.