Kleine Zeitung Kaernten

Alle Räder stehen still, wenn der Hacker es will

Die Digitalisi­erung macht zunehmend auch Produktion­smaschinen zum Ziel für Cyberkrimi­nelle. Das trifft auch kleinere Betriebe.

- Im Gegensatz Dass es sich Roman Vilgut

In modernen Fabriken dominieren längst Maschinen und Roboter die Produktion. Und die Entwicklun­g der Digitalisi­erung gewinnt durch Technologi­en wie das schnelle mobile Internet 5G noch an Geschwindi­gkeit. Ein zentrales Problem: Die Produktion kann damit nicht immer Schritt halten, wie Experten im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „Maschinen- und Anlagenbau im Fokus“erklärten. Als Ort wählten die Organisato­ren das Rechenzent­rum der RLB Steiermark, wo alleine im ersten Quartal 2018 rund 48.000 Cyberattac­ken auf die Bank abgewehrt wurden.

zu Banken sind große Produktion­sanlagen aber nur selten mit Cyberangri­ffen konfrontie­rt, umso verheerend­er können die Folgen einer Attacke sein. Denn die Maschinen seien oft Einzelstüc­ke mit einer geplanten Lebensdaue­r von mehr als zehn Jahren, sagt Stefan Marksteine von Joanneum Research, an dem das Land Kärnten mit 15 Prozent beteiligt ist. Das Thema System-Updates spielte bei der Anschaffun­g jedoch lange keine Rolle, weshalb oft veraltete Software wie Windows XP oder sogar Windows 2000 im Einsatz ist. In Zeiten zunehmende­r Vernetzung wird Angreifern damit Tür und Tor geöffnet. „Man muss sich nur vorstellen, was geschieht, wenn ein Stück Ransomware auf so einer Maschine landet“, zeichnet Marksteine­r ein Bedrohungs­szenario. Dabei handelt es sich um ein Erpresser-Programm. Die Schadsoftw­are verschlüss­elt den Computer. Erst gegen eine Zahlung von Lösegeld, meist in Form von Kryptowähr­ungen, wird er freigegebe­n. „Wenn die Produktion einen Tag stillsteht, bedeutet das einen massiven wirtschaft­lichen Schaden.“

hier um keine Fantasie-Bedrohung handelt, macht Udo Traussnig, Studiengan­gsleiter Automatisi­erungstech­nik der FH Campus02, an einem realen Beispiel klar. In Deutschlan­d wurde 2014 in einem Stahlbetri­eb das System von Hackern übernommen und das Stahlrezep­t heimlich geändert. Erst beim Kunden fiel der Fehler auf, das betroffene Unternehme­n musste Insolvenz anmelden.

Industrieb­etriebe vor solchen Angriffen zu schützen, ist der Job von IT-Beratern wie Georg Kremsner von Limes Security. Die IT-Profis hacken die Produktion­smaschine im Auftrag des Industrieb­etriebs. „Nur so können wir die echten Schwachste­llen herausfind­en.“Diese Erkenntnis­se bilden die Basis für ein Sicherheit­skonzept. „Idealerwei­se macht das aber nicht dieselbe Person, die den Angriff durgeführt hat“, wirft Marksteine­r ein. Solche Sicherheit­skonzepte sind eines der Angebote der Forschungs­gesellscha­ft. Daher hat der Experte einen Rat für Industrieb­etriebe. Sie sollten ihre Automatisi­erungsanla­gen in Zukunft nur noch mit einem aktiven Update-Vertrag kaufen.

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