Ein Muttertag für fünf Generationen
Ur-Ur-Oma Herta Prieger aus Klein St. Paul hat ihr Leben den Kindern gewidmet. Heute feiern in der Familie fünf Generationen den Muttertag.
Die fünfjährige Valentina hat den heutigen Tag perfekt durchgeplant. Ein Lied für Mama Regina hat sie schon gelernt, das Geschenk ist selbst gebastelt. In den frühen Morgenstunden werden noch Blumen gepflückt und dann darf Mama endlich geweckt werden.
Es ist ein Muttertag auch ganz nach dem Geschmack von Va- Ur-Ur-Oma Herta Prieger. Die 86-Jährige Klein St. Paulerin hat ihr Leben ihren vier Kindern, den sieben Enkelkindern und sieben Ur-Enkelkindern gewidmet. „Wenn die einen aus dem Haus waren, sind die anderen schon nachgekommen. Ich habe alles für sie gemacht. Und das mit großer Freude“, erzählt die „PriegerOma“, wie sie von allen genannt vom jahrzehntelangen Kreislauf ihrer Großfamilie. Dass es in manchen Familien zum Muttertag mittlerweile große Geschenke gibt, kann sie nicht verstehen: „A Blumale und a Danke ist doch das Schönste, was es gibt.“
Früher war ohnehin weniger da. Was die Brieftasche nicht hergegeben hat, wurde vom eigenen Garten wieder gutgelentinas macht. „Ein Spezi habe ich ihnen nicht immer erlauben können. Säfte und Eis habe ich deshalb selber gemacht. Es sind alle groß und stark geworden und keiner schimpft heute“, sagt Prieger. Mit wem sie den Muttertag feiert, hat sie immer im Kalender eingetragen. Heuer hat der jüngste Sohn Günter die Ehre. „Ich will ja kein Kind beleidigen“, sagt die 86-Jährige mit einem kleinen Grinsen.
Nächstes Jahr ist Tochter Gudrun (65) dran. Auch sie kann sich noch gut an ihre ersten Muttertage erinnern. Aufgeregt und auch ein bisserl nervös war sie, als sie im Bett warten musste, bis ihre Kinder den Kaffee gekocht und die Blumen beim Nachbarn gepflückt haben. Für alle da zu sein, hat sie sich von Mama Herta abgeschaut. „Ich war mit meinen Kindern in der Disco und mit den Enkelkinwird,
dern Inlineskaten“, erzählt die 65-Jährige. Dass sie dabei einen Kahnbeinbruch erlitten hat, konnte sie nicht davon abhalten, den Enkelkindern noch gefüllte Nudeln zum Mittagessen zu servieren. Erst danach ging es ins Krankenhaus.
Tochter Christine Kogler (47) kann sich daran noch erinnern, als wär es erst gestern gewesen. „Sie hatte starke Schmerzen und war im Gesicht bleich wie Malte. Aber die Kinder hatten Vorrang.“Vorrang hatte schon von Beginn an auch Sohn Michael, der am Tag ihrer mündlichen Matura zur Welt gekommen ist. Die Kommission hätte die Prüfung sogar im Krankenhaus abgenommen, die Ärzte waren dagegen.
Die Reifeprüfung wurde dann im Herbst nachgeholt. „Mit einem Baby im Haus bin ich nicht mehr viel zum Lernen gekommen. Es hat aber trotzdem alles gepasst“, sagt die Volksschullehrerin.
Dass sich Mutter- und Kindsein im Laufe der Jahre verändert haben, darüber sind sich alle einig. Mit Sport, Musik oder Nachhilfe herrscht oft ein straffes Programm. Vielleicht komme das Kindsein heutzutage etwas zu kurz. Auch die Angst der Eltern sei größer geworden und das Leben spiele sich mehr daheim und weniger im Freien ab. „Den größten Spaß hatten die Kinder miteinander auf dem Schulweg. Heute geht das nicht mehr, weil die Eltern am liebsten mit dem Auto ins Klassenzimmer fahren würden“, wirft die „Prieger-Oma“ein.
Die jüngste Mutter im Bunde ist Schwiegertochter Regina Kogler. Den Familienzusammenhalt schätzt sie sehr. „Wir wohnen alle nah beieinander. Es ist immer jemand da, auf den man sich verlassen kann und der einem mit Ratschlägen zur Seite steht“, sagt die 32-Jährige. Ein Geschwisterchen für Tochter Valentina soll in wenigen Wochen auf die Welt kommen.
Die Entscheidung, Mutter zu werden, sei für alle vier die beste ihres Lebens gewesen. Um das zu wissen, brauche es keinen Muttertag. „Egal ob ein Jahr oder 50 Jahre. Sie sind und bleiben unsere Kinder. Ohne sie wäre das Leben nicht dasselbe.“