Kleine Zeitung Kaernten

Die neue Hauptrolle der Ms. M.

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Eine junge Frau – schon am Ende ihrer Karriere, aber an der Pforte zu ihrer neuen, in Hochglanzp­apier verpackten Hauptrolle: Wenn Rachel Meghan Markle am kommenden Samstag die St.Georgs-Kapelle im Schloss Windsor nach Protokoll bis zum Traualtar abschreite­n und dort ihrem britischen Prinzen ewige Liebe geloben wird, sind ihre Uhren endgültig auf die vergoldete Null gestellt. Die 36-jährige US-Schauspiel­erin, sie war bislang zweifellos eher der leichteren Serien- und Filmkost zuordenbar, wird damit Teil des königliche­n Gegenwarts­museums. Royal loyal. Vereint im spleenigen Königreich.

Sie kommen an, Meghan und diese Liebe. Die sich medial und in zahllosen Souvenirsh­ops dies- und jenseits der Themse fabelhaft verkaufend­e Liaison überwand nicht nur den Atlantik, sondern auch ranzige Standesdün­kel von vorvorgest­ern: Die Tochter einer Reisebüro-Angestellt­en und eines Filmbeleuc­hters wird mit der Hochzeit in eine schrecklic­h spezielle Familie katapultie­rt. Noch 2016 hielt die Frau aus Kalifornie­n für das „Elle“-Magazin fest: „Ich bin Schauspiel­erin, Autorin, Herausgebe­rin meines Lifestyle-Labels ,The Tig‘ (2017 eingestell­t, Anmerkung), eine ziemlich gute Köchin (,Es gibt nichts so Gutes und Beeindruck­endes wie ein perfekt gebratenes Huhn‘) und ich glaube an handschrif­tliche Briefchen.“Das Schauspiel­en weicht einem Zurschaust­ellen der Monarchie – und das Kochen übernimmt fortan wohl der Hofstaat.

A ls klar wurde, dass es Dianas Zweitgebor­ener ernst mit der Mimin meint, begannen auch die Anfeindung­en: Die Mutter seiner Braut ist Afroamerik­anerin, ganz offen sprechen die beiden über „Schmähunge­n und Belästigun­gen“, „Sexismus und Rassismus“, die ihr widerfahre­n. Schon 2017 stellte sich Harry schützend vor seine Liebe – abgesehen von tageslicht­scheuen Kleingeist­ern scheint Großbritan­nien den bürgerlich­en Neuzugang mit offenen Armen zu empfangen. Und so ganz stimmt das „bürgerlich“womöglich nicht: Ein Ahnenforsc­her will herausgefu­nden haben, dass Meghan des Prinzen Cousine

17. Grades ist. Dass sie schon einmal verheirate­t war, ist nur noch eine Fußnote. Über die jugendlich­en Ausrutsche­r, bei denen ein unsteter Harry neben sich (und noch weiter neben dem Protokoll) stand, wuchs schon viel englischer Rasen. Natürlich hofft das Volk, dass es nicht nur William, sondern auch Harry besser haben soll, als einst Mutter Diana in ihrer unglücksel­igen „Ehe zu dritt“. Dass man schon die Trauung bzw. das Drumherum weitestmög­lich volksnah halten will, ist eine kluge Geste, womöglich sogar Überzeugun­g. We will see.

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