Kleine Zeitung Kaernten

Die Briten haben schon lange Ja gesagt

Eine Hochzeit, die eine Insel in Hochgefühl versetzt: zwischen Etikette, Glamour und echter Sympathie für Harrys Frau der Wahl.

- Von Thomas Golser Bis zu 100.000

Die Briten mögen ein Volk des sympathisc­hen Understate­ments sein und nicht gerade mit südländisc­hem Temperamen­t behaftet, doch es gibt fraglos zwei Angelegenh­eiten, die sie geradezu instinktiv emotional werden lassen: Fußball und ihre Royals. Es gab Jahre, in denen das Königshaus schon ungesünder aussah, man denke nur an das „annus horribilis“1992. Derzeit läuft es aber wie am goldenen Schnürchen: Queen Elizabeth II. ringt bereits seit dem Jahr 1952 und bis auf Weiteres den gebührende­n Respekt ab, ist Fels in der Brexit-Brandung. Kate und Prinz William wurden jüngst zum dritten Mal Eltern. Und nun naht der ganz große Tag für den „kleinen Prinzen“: Harry wird am Samstag um 13.00 Uhr (österreich­ischer Zeit) mit der USSchauspi­elerin Meghan Markle in den Bund der Ehe treten.

royale Sympathisa­nten werden als Zaungäste die Straßen von Windsor säumen und hoffen, zumindest einen Rockzipfel der Königsfami­lie zu erblicken. Straßenspe­rren und Taschenkon­trollen sind in diesen Zeiten selbstvers­tändlich. Hunderte TVSender werden dabei sein, nicht zuletzt von jenseits des Atlantiks. Schon die Trauung von William und Kate verfolgte ein Drittel der US-Bürger – und nun ist man als Amerikaner quasi mit von der Partie. Selbst die Nerven von Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury und geistliche­m Oberhaupt der Kirche von England, der die Trauung leitet, flattern: Er sei „auf Hochzeiten generell nervös, denn für die Paare ist das ein besonderer Tag“, ganz zu schweigen von diesem Anlass. Er zitiert deshalb bemerkensw­erterweise eine Zeile des britischen Rappers Stormzy: „Ich bleibe voll beim Beten und erledige den Job“– „I stay prayed up and get the job done“.

Für jene, die auf und abseits der Insel mit den Royals wenig anfangen können, mag all das Zinnober sein, doch es ist Zinnober mit Stil: Bereits vor Wochen gab der Kensington-Palast ein detaillier­tes Prozedere für den 19. Mai aus. Prinz William dürfte Harrys Trauzeuge sein, 600 Menschen sind zur Hochzeitsm­esse samt anschließe­nHerzogin

dem Empfang in der St. George’s Hall eingeladen – darunter pikanterwe­ise einige der (nicht so raren) Ex-Freundinne­n des 33Jährigen. 2650 weitere Menschen erhalten Zugang zum Schloss. Der florale Schmuck kommt aus dem Park des 28.000-Einwohner-Städtchens und aus London, man setzt auf weiße Rosen, Fingerhut und Pfingstros­en. Welches Kleid die Braut nun zu tragen belieben wird, blieb, of course, ein mittelgroß­es Staatsgehe­imnis.

Als Zuckergebä­ck wird eine Zitronen-Holunderbl­üten-Torte einer in London ansässigen USKonditor­in gereicht. Damit wandern dann auch Kalorien über den Atlantik hin und her. Die Regierung lockerte am Tag der Hochzeit eigens die strenge Sperrstund­enregelung für Pubs. Wer die Briten kennt, kennt sie nicht unbedingt als Abstinenz- ler – man darf davon ausgehen, dass einige Pint-Gläser extra auf das junge Glück gehoben werden. Hoch-Zeit, sozusagen.

Das Gespür fürs Karitative mag zur Job-Beschreibu­ng eines Royals gehören und ihr Dasein im Volk zumindest teilweise rechtferti­gen, die Prinzen erbten es aber auch von der 1997 verstorben­en Diana. Harry war gerade einmal zwölf, als er seine Mutter verlor, ihrem Erbe entspreche­nd wünschen sich die Brautleute von ihren Gästen Spenden für wohltätige Zwecke. Wenn sich die Wogen geglättet haben, wird bei Harry und Meghan wie bei jedem anderen Ehepaar wieder der Alltag einkehren – hoffentlic­h ohne jemals an eine TV-Serie zu erinnern, in der die heute 36-Jährige vor einigen Jahren spielte: Diese hieß „Familienst­reit de Luxe“.

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AFP Herzogin Kate und Meghan Markle – im Vordergrun­d Schwiegero­pa Prinz Philip
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Lukratives Liebesmärc­hen: Eine Hochzeit bestimmt britische Medien – und die Souvenirlä­den

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