Kleine Zeitung Kaernten

Abgang des Dilettante­n

- Hans Winkler war Leiter des Wiener Büros der Kleinen Zeitung

Ich gehöre nicht zu den trauernden Hinterblie­benen von Matthias Strolz. Der Abgang des etwas skurrilen Vorarlberg­ers von der Politik ist nicht der große Verlust für die österreich­ische Demokratie, als der er uns weisgemach­t werden soll. Strolz blieb ein Dilettant im politische­n Geschäft. Auch seine angebliche Redekunst kann nur einem Parlament wie dem österreich­ischen Nationalra­t imponieren.

Von Matthias Strolz wird erzählt, dass er immer leichthin aufgeben konnte, was er gerade erst erreicht hatte. Das gibt es manchmal bei Kindern, die die Freude an einem Spielzeug verlieren, wenn sie es ein paarmal ausprobier­t haben. Politik hat aber viel mit Nachhaltig­keit, mit langem Atem zu tun. Was das bedeutet, führt gerade Werner Kogler von den Grünen vor. Man könnte auch sagen, Strolz habe der nötige Ernst gefehlt. Die Neos sind ein Aufguss des Liberalen Forums. Am Wahlabend des Jahres 2013 sah man sie alle im pinken Hauptquart­ier: Die Ehemaligen aus dem Liberalen Forum und die noch Älteren aus der FPÖ. Die Gründerin des Liberalen Forums, Heide Schmidt, war ja einmal FPÖ-Generalsek­retärin gewesen.

Sie hat aus dem alten österreich­ischen Liberalism­us vor allem die antiklerik­ale Tradition mitgebrach­t. Spuren davon sind noch bei den Neos zu merken.

Das Ausscheide­n des Matthias Strolz aus der Politik hat aber nicht nur mit seiner erratische­n Persönlich­keit zu tun. Ihm fehlten auch die Kraft und die intellektu­elle Klarheit, der Partei einen konsequent­en liberalen Kurs zu geben. Das kompensier­te er durch forcierten verbalen Aktionismu­s. Den Marktliber­alismus, der das Markenzeic­hen jeder liberalen Partei seine müsste, machte er mit läppischen Scherzen über den „Neoliberal­ismus“obsolet und wo es darauf ankommt, die individuel­le Freiheit zu schützen, flüchtete er doch in linksliber­alen Dirigismus und politische Korrekthei­t.

Dass die designiert­e Nachfolger­in von Matthias Strolz nicht wirklich sagen kann, was diese Partei eigentlich sein und erreichen will, spricht Bände.

Von Matthias Strolz wird erzählt, dass er immer leichthin aufgeben konnte, was er gerade erst erreicht hatte.

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Hans Winkler über den Abschied von Matthias Strolz und den langen Atem von Politikern

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