KÄRNTNER DES TAGES
Werner Koroschitz (56), Historiker aus Villach, hat sich mit der Geschichte des Tourismus in Kärnten beschäftigt.
Werner Koroschitz, Historiker aus Villach, hat sich mit der Geschichte des Tourismus in Kärnten kritisch beschäftigt.
Im Idealfall wird der Besucher mit einem Standpunkt konfrontiert, den er zuvor nicht gekannt hat“, sagt der Villacher Historiker Werner Koroschitz. Sein Projekt „Zimmer frei – Die Entwicklung der Fremdenpflege in Kärnten“ist im Villacher Stadtmuseum zu sehen. Es beleuchtet die unterschiedlichsten Aspekte von 150 Jahren Tourismus geschichte in Kärnten.
„Es ist keine Ausstellung im Sinne der Kärnten Werbung mit Schön wetter fremden verkehrs bildern “, sagtKoroschitz. Vielmehr gehe es darum; zu zeigen, was der Tourismus bewirkt und verursacht habe. Der wirtschaftliche Aufschwung habe auch negative Seiten, wie einen massiven Land schafts verschleiß und die V erbauung der Seen. „Naturgemäß haben vor allem die Tourismus verbände mit diesem Zugang keine große Freude “, sagtKoroschitz, der in Wien Geschichte studiert und dort 15 Jahre gelebt hat, bevor es ihn mit seiner Frau und drei Kindern 1995 zurück nach Kärnten zog.
Ein Schritt, der anfangs nicht leicht war, für Historiker war das Jobangebot eher bescheiden. „Und als Beamter in einem Museum oder einer Bibliothek zu landen, entsprach nicht meinen Vorstellungen.“Also hat Koroschitz in der Villacher Bamberggasse ein zwölf Quadratmeter großes Geschäft mit Schaufenster angemietet, wo er alle zwei Wochen eine Ausstellung zu aktuellen Themen gemacht hat. „Nach einiger Zeit sind die Leute schon extra durch diese Gasse gegangen, um zu sehen, was es Neues gibt.“1997 gründete er den „Verein für Indus- triekultur und Alltagsgeschichte“, mit dem er viele Publikationen und Ausstellungen zu kultur- und zeitgeschichtlichen Themen erarbeitet hat. Etwa die Großprojekte „Alles Dobratsch“, „Der Onkel aus Amerika“oder „Im besten Einvernehmen“, wo sich Koroschitz mit Schicksalen der Villacher Jüdinnen und Juden auseinandergesetzt hat.
Bei seiner Arbeit sei ihm wichtig, mit Menschen zu reden, ihre Geschichten miteinzubeziehen. Nie ist es nur eine reine historisch-wissenschaftliche Aufarbeitung von Ereignissen. „Alle Projekte werden von Künstlern begleitet, die mit ihren Arbeiten oft ganz neue Aspekte zu einem Thema einbringen.“
Neben der Geschichte pflegt Koroschitz eine andere große Leidenschaft: Seit 18 Jahren arbeitet er jeden Sommer als Halter in der Großfragant im Mölltal. „Mich fasziniert dabei das Eintauchen in eine andere Welt, in der andere Regeln gelten. Dass man für einen anderen keine Zeit hat, das gibt es auf der Alm nicht.“Mit Selbstfindungstrip oder dem Suchen nach der eigenen Mitte habe das nichts zu tun. „Hätten mich die Menschen hier nicht so nett aufgenommen, würde ich diese Arbeit nicht machen.“
Derzeit arbeitet Koroschitz an Vorbereitungen zu einer Ausstellung in St. Jakob, wo es um die Körpervermessungen der örtlichen Bevölkerung im Jahr 1938 geht, und von der Stadt Villach wurde er unlängst mit Recherchearbeiten zu NS-belasteten Straßennamen beauftragt.