Kleine Zeitung Kaernten

Ein Spiel mit der Wahrnehmun­g

„Wahrschein­lich wirklich wahr“: spannender Kontrast zwischen Mittelalte­r und Gegenwarts­kunst in der St. Veiter Herzogburg.

- Karin Waldner-Petutschni­g Wahrschein­lich wirklich war. www.galerie-herzogburg.at

Das Spiel mit Licht und Schatten, mit Fiktion und Realität, mit Fantasie und Fake macht den Zauber der poetischen Schau aus, die derzeit im Zeughaus der Herzogburg (13. Jahrhunder­t) in St. Veit zu sehen ist. Das Künstlerpa­ar Ulrich Kaufmann und Sigrid Friedmann bespielt dabei den ersten Raum des historisch­en Ambiente mit einer Videoinsta­llation, die als Kritik an zeitgemäße­n Überwachun­gsszenarie­n zu erleben ist. Der Besucher wird „beim Beobachtet-Werden beobachtet“, sieht sich durch eine Kamera an die Wand projiziert, auf der scheinbar wirre Linien dank raffiniert­er Spiegeleff­ekte auf den zweiten Blick das Motto der Ausstellun­g erkennen lassen: „Wahrschein­lich wirklich wahr“ist etwa auch die frei schwebende Planentenk­onstellati­on im nächsten Raum, bei der wie von Haut überzogene Körper aus Gehölz durch eine Installati­onen: Sigrid Friedmann und Ulrich Kaufmann

Filmprojek­tion scheinen.

Ebenso eine eigene Welt erschafft sich die Drachenbau­künstlerin Anna Rubin, die beim Bauen ihrer fantastisc­hen Flugobjekt­e aus Bambus und Seidenpapi­er gefilmt wurde. Statt einer Leinwand dienen zahllose schmale Kunststoff-

in

Bewegung Streifen, die im Dachgebälk der atmosphäri­schen Anlage hängen, als Projektion­sfläche.

Für all diese doppelsinn­igen Arbeiten, die so wunderbar den schönen Schein infrage stellen, gilt: „Es geht ums Dahinter und Dazwischen, nicht um die Oberfläche“(Ulrich Kaufmann). Innere Räume in äußere umzuwandel­n, Zweifel zuzulassen und innezuhalt­en, um sich vom rasanten Tempo der technische­n Entwicklun­g nicht überrollen zu lassen, wollen die Künstler beim Publikum erwirken. „Zeitgenöss­ische Kunst kann Räume verändern“, meinte die Kunsthisto­rikerin Ulli Sturm bei der Eröffnung. So stimmig und raffiniert „etwas über das Sehen lernen“, kann man noch bis Ende Mai.

Herzogburg St. Veit (Burggasse). Mi. und Do. 18 bis 20 Uhr. Bis 30. Mai.

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