Ein Spiel mit der Wahrnehmung
„Wahrscheinlich wirklich wahr“: spannender Kontrast zwischen Mittelalter und Gegenwartskunst in der St. Veiter Herzogburg.
Das Spiel mit Licht und Schatten, mit Fiktion und Realität, mit Fantasie und Fake macht den Zauber der poetischen Schau aus, die derzeit im Zeughaus der Herzogburg (13. Jahrhundert) in St. Veit zu sehen ist. Das Künstlerpaar Ulrich Kaufmann und Sigrid Friedmann bespielt dabei den ersten Raum des historischen Ambiente mit einer Videoinstallation, die als Kritik an zeitgemäßen Überwachungsszenarien zu erleben ist. Der Besucher wird „beim Beobachtet-Werden beobachtet“, sieht sich durch eine Kamera an die Wand projiziert, auf der scheinbar wirre Linien dank raffinierter Spiegeleffekte auf den zweiten Blick das Motto der Ausstellung erkennen lassen: „Wahrscheinlich wirklich wahr“ist etwa auch die frei schwebende Planentenkonstellation im nächsten Raum, bei der wie von Haut überzogene Körper aus Gehölz durch eine Installationen: Sigrid Friedmann und Ulrich Kaufmann
Filmprojektion scheinen.
Ebenso eine eigene Welt erschafft sich die Drachenbaukünstlerin Anna Rubin, die beim Bauen ihrer fantastischen Flugobjekte aus Bambus und Seidenpapier gefilmt wurde. Statt einer Leinwand dienen zahllose schmale Kunststoff-
in
Bewegung Streifen, die im Dachgebälk der atmosphärischen Anlage hängen, als Projektionsfläche.
Für all diese doppelsinnigen Arbeiten, die so wunderbar den schönen Schein infrage stellen, gilt: „Es geht ums Dahinter und Dazwischen, nicht um die Oberfläche“(Ulrich Kaufmann). Innere Räume in äußere umzuwandeln, Zweifel zuzulassen und innezuhalten, um sich vom rasanten Tempo der technischen Entwicklung nicht überrollen zu lassen, wollen die Künstler beim Publikum erwirken. „Zeitgenössische Kunst kann Räume verändern“, meinte die Kunsthistorikerin Ulli Sturm bei der Eröffnung. So stimmig und raffiniert „etwas über das Sehen lernen“, kann man noch bis Ende Mai.
Herzogburg St. Veit (Burggasse). Mi. und Do. 18 bis 20 Uhr. Bis 30. Mai.