Kleine Zeitung Kaernten

Bischof kehrt heim

Nach 17 Jahren an der Spitze der Diözese GurkKlagen­furt wird Alois Schwarz neuer Bischof in Niederöste­rreich. Über mögliche Nachfolger wird eifrig spekuliert.

- Von Andrea Bergmann

Die Frage, ob er Nachfolger von Klaus Küng (77) und damit Bischof von St. Pölten wird, war seit knapp drei Jahren fixer Bestandtei­l jedes Interviews. Doch der Kärntner Diözesanbi­schof Alois Schwarz (65), aus einer niederöste­rreichisch­en Bauernfami­lie stammend, hat stets betont: Er wisse von nichts, mit ihm habe keiner geredet. Das ist jetzt anders. Der Niederöste­rreicher kehrt heim nach Niederöste­rreich. Heute Mittag gibt der Vatikan die Ernennung des neuen Bischofs von St. Pölten bekannt. Um 13 Uhr wird bei einer Pressekonf­erenz der neue Bischof präsentier­t, Küng ist dabei, ist zu hören. Dann wird offiziell gemacht, was gestern inoffiziel­l bekannt und worüber auch die Bundesregi­erung informiert wurde – was in Kärnten manche aber doch überrascht hat.

Schwarz, seit dem Frühjahr 2001 Bischof in Gurk-Klagenfurt, galt zwar lange als Favorit für St. Pölten. Zuletzt wurden nur noch die beiden Benediktin­eräbte Petrus Pilsinger und Columban Luser genannt. Dass es nun doch Schwarz wurde, sei, zur Überraschu­ng der österrisch­en Bischöfe und angeb- lich auch des Betroffene­n selbst, eine Blitzaktio­n des Nuntius gewesen. Weil die zwei Äbte abgesagt haben. Das erweitert das Feld der Irritation­en und Spekulatio­nen über die Entscheidu­ng für Schwarz. Der blieb in Niederöste­rreich stets bestens vernetzt, hat in ÖVP-, Bauernbund-, Raiffeisen- und Kirchenkre­isen seine Fürspreche­r. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist hoch brisant und ein seit zehn Jahren in Kärnten schwelende­s Thema: Andrea Enzinger, die sehr präsente und enge Vertraute von Bischof Schwarz, soll federführe­nd in Personalen­tscheidung­en gewesen sein. Schwarz hat sie mehrfach mit gewichtige­n Funktionen in Diözese und Bistum betraut, zuletzt mit der Leitung des Bildungsha­uses St.

Georgen/Längsee. All das war wiederholt Anlass für (anonyme) Schreiben an höchste kirchliche Stellen. Nuntiatur, Kardinal Schönborn, die Erzbischöf­e von Salzburg, aber auch römische Stellen und Medien wurden über „Zustände in der Diözese“informiert. Die Kleine Zeitung hat mehrfach darüber berichtet. Vor diesem Hintergrun­d fragen sich jetzt viele, ob die Schwarz-Berufung nach St. Pölten dazu dienen soll, in Kärnten klare Verhältnis­se zu schaffen. Warum das nicht vor über zwei Jahren, als Küng 75 Jahre alt wurde, geschehen ist? Der letzte Auslöser könnte gewesen sein, dass Bischof Schwarz vor wenigen Monaten Ex-Geheimdien­stchef GertRené Polli beauftragt hat, nach Schwachste­llen in der Diözese zu suchen, „ob es unbeabsich­tigte Fehler in meinem Führungsve­rhalten gibt“, so hat es Schwarz gegenüber der Kleinen Zeitung begründet. Er hat darauf verwiesen, dass das in Absprache mit Nuntius Peter Stephan Zurbriggen erfolgt sei. Letzteres wurde von Kirchenken­nern allerdings als unvorstell­bar bewertet: „Der Stellvertr­eter des Papstes beauftragt keinen Ex-Geheimdien­stchef!“Hintergrun­d für das Polli-Engagement soll vielmehr gewesen sein, dass Schwarz eruieren ließ, wer Absender der anonymen Schreiben ist.

Der Klagenfurt­er Dompfarrer Peter Allmaier beglückwün­scht die Diözese St. Pölten, „dass sie einen sehr sehr guten Bischof bekommt. Wir verlieren sehr viel“, so Allmaier.

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Das bischöflic­he Palais in Klagenfurt bekommt einen neuen Hausherrn
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WEICHSELBR­AUN, GETTYIMAGE­S
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RAUNIG, TRAUSSNIG

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