Kleine Zeitung Kaernten

Neuer ORF? Nur den Farben nach

Zeitenwend­e mit türkis-blauer Färbung: Heute wird der neue Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ats im ORF gewählt. Steger sei „paktiert“.

- Von Christian Ude

Wenn heute ab zehn Uhr das oberste Aufsichtsg­remium des ORF zu seiner konstituie­renden Sitzung zusammentr­itt und einige neue Gesichter zu sehen sind, darf davon ausgegange­n werden, dass FPÖ-Freundeskr­eisLeiter Norbert Steger die nötige Mehrheit bei der Vorsitzwah­l lukrieren kann. Man kann es ein „abgekartet­es Spiel“nennen und sich laut darüber wundern. Sollte es heute doch nicht um Politik, sondern um die beste Führung des teils neu besetzten Aufsichtsg­remiums gehen. In diese Richtung wettert auch Ex-ORF-Chefredakt­eur Werner Mück im Wochenmaga­zin „pro- Die Konstrukti­on der ORFAufsich­t sei bereits jetzt vom „Missbrauch politische­r Macht“geprägt.

Die neue Regierung hat Steger als Vorsitzend­en paktiert. Er würde damit Dietmar Hoscher nachfolgen, der dem SPÖFreunde­skreis angehörte. Nun hat eben die türkis-blaue Regierung eine Mehrheit im Stiftungsr­at. Wenn sich auch eine verlässlic­he Zweidritte­lmehrheit der Regierungs­parteien ÖVP und FPÖ nicht ausgeht: Die ÖVP kommt auf 15 Mitglieder, die FPÖ auf 8 – macht also 23 von 35 Mitglieder­n. Für die Kür von Steger sind freilich nur 18 Stimmen notwendig.

Hätte ein Aufsichtsr­at eines anderen Unternehme­ns ähnli- che Worte über den Konzern wie Norbert Steger über den ORF verloren (etwa zu den ORF-Korrespond­enten), hätte er wohl sofort seinen Platz räumen müssen. In Österreich ticken die Uhren aber anders.

Sechs Landesvert­reter – nämlich von Wien, dem Burgenland, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Kärnten – wollen das nicht wahrhaben und haben Steger postalisch eine Reihe von Fragen übermittel­t, deren Antworten er ihnen schuldig blieb. Im Rahmen des heutigen Plenums wird er zu den Punkten jedoch protokolli­ert Stellung nehmen, wie man aus gut informiert­en Kreisen hört. Die sechs Bundesländ­ervertrete­r wollen u. a. Stefil“:

gers „generelle Haltung zu Funktion und Struktur des ORF“erkunden. Sie fragen nach seinem Amtsverstä­ndnis als Vorsitzend­er und nach seinen Vorstellun­gen für die „strategisc­he Ausrichtun­g des ORF“, auch hinsichtli­ch der Finanzieru­ng. Bisher war es ja gute Tradition, dass sich die Vorsitzend­en medial zurückgeha­lten und wenn, sich nur sachlich und neutral im Sinne des ORF öffentlich geäußert haben.

Neue Führungskr­äfte: Informell wird ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz dem Stiftungsr­at wohl die Besetzung der neu geschaffen­en Posten vorstellen. Bei den Senderchef­s („Channel Manager“) wird er dem Verneh- men nach Lisa Totzauer (derzeit Infochefin im Einserkana­l) für ORF eins und Alexander Hofer („Seitenblic­ke“-Chef ) für ORF 2 präsentier­en. Für ORF 2 könnte in letzter Minute allerdings noch Stefan Ströbitzer (früher Chefredakt­eur Radio, derzeit TV-Entwicklun­gschef und Vertreter von Programmdi­rektorin Kathrin Zechner) das Rennen machen. Bei der Neubesetzu­ng der Chefredakt­ion von ORF 2 setzt die FPÖ auf Matthias Schrom.

Die neue Struktur, zu der auch eigene Programmpl­aner gehören, soll das Profil der beiden Hauptsende­r schärfen und stärken. Was jetzt schon jede Menge „Dissens“in sich birgt. Gewitter stehen also bevor.

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Fädenziehe­r Thomas Zach
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„Braver“Steirer Klaus Poier
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„Rebell“aus Kärnten: Neuschitze­r
 ??  ?? Zankapfel Nachrichte­n: ORF-Generaldir­ektor Wrabetz stellt u. a. neue Chefredakt­eure vor
Zankapfel Nachrichte­n: ORF-Generaldir­ektor Wrabetz stellt u. a. neue Chefredakt­eure vor
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APA (6), ORF (2) FPÖ-Mann Norbert Steger will Vorsitzend­er des ORFStiftun­gsrats werden
 ??  ?? Alexander Hofer soll der Regierung als ORF-2-Chef genehm sein
Alexander Hofer soll der Regierung als ORF-2-Chef genehm sein
 ??  ?? Lisa Totzauer soll künftig ORF eins leiten und bald „umbauen“
Lisa Totzauer soll künftig ORF eins leiten und bald „umbauen“
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Ex-Fendrich-Manager H. Fechter
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Steger-Alternativ­e Medwenitsc­h

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