Herkunftsland im eisernen Griff
In Tschetschenien regiert Ramsan Kadyrow als Vasall Putins mit Gewalt.
Unklar ist, ob und in welchem Ausmaß die Lage im Herkunftsland des Täters einen Einfluss auf den jungen Mann hatte. Er selbst kam im Alter von zwei Jahren nach Österreich. Experten wie die Moskauer Politologin Ekaterina Sokirianskaja betonen, dass viele Tschetschenen im Ausland über das Internet die Lage verfolgen – und oft damit zu kämpfen hätten. Tschetschenien, eine im Nordkaukasus gelegene autonome Republik Russlands, steht unter der Gewaltherrschaft von Ramsan Kadyrow. Er setzt mit eiserner Faust den Kurs des Kremls durch. Die Region mit 1,3 Millionen Einwohnern hat seit dem Ende der Sowjetunion zwei Kriege um die Unabhängigkeit von Russland durchgemacht – und verloren. Mit Milliardenhilfen aus Moskau sorgt Kady- row für Ruhe: Kreml-Anhänger sprechen von „Frieden“, andere von Grabesruhe. Immer wieder kommt es laut NGOs zu Entführungen, außergerichtlichen Tötungen und Kollektivstrafen für Regierungsgegner und deren Familien. Von den Morden an der Journalistin Anna Politkowskaja sowie Oppositionsführer Boris Nemzow soll eine Spur zu Kadyrow und seinen Bewaffneten führen. 2009 wurde die Menschenrechtlerin Natalija Estemirowa ermordet. Ermittlungen verlaufen im Sande. Arbeitslosigkeit und Groll sind hoch. In Syrien kämpfen viele IS-Jihadisten aus Tschetschenien gegen Moskau. Kadyrow verspricht Putin, die Südflanke von Jihadisten freizuhalten. Zugleich verschafft seine Repression dem IS Zulauf.