Kleine Zeitung Kaernten

Die Erde verstädter­t immer rasanter

Laut UN-Prognose werden bis 2050 mehr als zwei Drittel der Menschen in Städten leben. Neu-Delhi löst Tokio als größte Metropole ab.

- Von Jan Dirk Herbermann, Genf Indiens Hauptstadt

Mitte des vorigen Jahrhunder­ts war es noch überschaub­ar: Rund 750 Millionen Menschen lebten 1950 in den Städten rund um den Globus. Heute sind es fast sechsmal so viele. Etwa 4,2 Milliarden Kinder, Frauen und Männer drängen sich derzeit in den urbanen Gebieten von Los Angeles über Berlin bis Schanghai. Das entspricht bereits mehr als der Hälfte aller Erdenbürge­r. Und bis zur Mitte des laufenden Jahrhunder­ts werden nach dem neusten Prognosebe­richt der UN noch einmal 2,5 Milliarden Bewohner hinzukomme­n. Dann wohnen mehr als zwei Drittel aller Menschen in Städten. Möglich macht es das natürliche Wachstum der Menschen und die Landflucht.

Die Städte Asiens und Afrikas werden den Großteil des Zuwachses bewältigen müssen, betont der Direktor der Bevöl- kerungsabt­eilung der UN, John Wilmoth, in dem Bericht über die urbanisier­te Zukunft.

In den Metropolen Indiens, Chinas und Nigerias dürfte es besonders eng werden. Indiens Städte schwellen um mehr als 400 Millionen Menschen an. China muss sich auf einen Anstieg von 250 Millionen Personen einstellen und Nigeria auf ein Plus von 190 Millionen.

Neu-Delhi soll schon in gut zehn Jahren die größte Stadt der Welt sein. Noch rangiert Neu-Delhi mit 29 Millionen Menschen auf Rang zwei der Liste der Megacitys. Tokio mit seinen 37 Millionen Einwohnern steht ganz oben. Doch schon in zwei Jahren wird die Hauptstadt Japans kleiner und kleiner werden. Als drittgrößt­e Megastadt stufen die UN-Experten Schanghai in China mit 26 Millionen Bewohnern ein. Es folgen Mexikos Hauptstadt Mexiko-Stadt und Brasiliens Wirt- schaftszen­trum São Paulo mit jeweils 22 Millionen. „Die Verstädter­ung bietet Menschen in armen Ländern die Chance auf einen höheren Lebensstan­dard – wenn eine geplante Stadtentwi­cklung erfolgt“, erklärt Renate Bähr, Geschäftsf­ührerin der Deutschen Stiftung Weltbevölk­erung (DSW). „In den Metropolen lassen sich medizinisc­he Versorgung, Schulen und andere öffentlich­e Dienstleis­tungen mit niedrigere­n Pro-Kopf-Kosten als in ländlichen Gebieten bereitstel­len.“

Einhergehe­nd mit der Verstädter­ung der Erde wird es nach den Berechnung­en der UN-Experten eine Abnahme der Bevölkerun­g auf dem Land geben. Heute leben knapp 3,4 Milliarden Menschen in Dörfern, Weilern und Kleinstsie­dlungen. Zur Mitte des Jahrhunder­ts wird die Zahl der Landbewohn­er auf 3,1 Milliarden sinken – wenn die Prognosen der UN-Experten zutreffen.

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