Kleine Zeitung Kaernten

Warum Hanf in Kärnten nicht mehr „böse“ist

Hanf und Flachs sollen – wirtschaft­lich und touristisc­h – Teil einer Kärntner Themenstra­ße bis nach Friaul werden. Das Holzforsch­ungszentru­m St. Veit hat damit ein spannende Interreg-Projekt an Land gezogen.

- Von Eva Gabriel

Hanf, genauer gesagt: Nutzhanf, gilt als eine der ältesten und bedeutends­ten Kulturpfla­nzen der Welt. Die ersten Seile wurden aus Fasern der Hanfpflanz­e gedreht. Schiffe stachen jahrhunder­telang mit Segeln aus Hanf in See. Van Gogh malte auf einer Hanfleinwa­nd. Die original LevisJeans und angeblich sogar das Papst-Gewand bestehen aus Hanf, Hanffasern durchziehe­n auch Geldnoten: wegen ihrer Reißfestig­keit.

Alles von gestern? Von wegen! Das St. Veiter Kompetenzz­entrum Holz möchte mit zwei italienisc­hen Partnern (THCfreien) Hanf und Flachs als nachwachse­nde Rohstoffe für diverse Einsatzgeb­iete in Wirtschaft und Industrie wieder salonfähig machen.

Laut Projektlei­ter Herwig Lammer soll das durch eine Themenstra­ße durch Kärnten und Friaul gelingen, die auch touristisc­h nützlich sein soll. Der (Interreg-)Projekttit­el lautet „No Waste Route“, also „Straße ohne Verschwend­ung“.

Sowohl Flachs als auch Nutzhanf wurden bis ins 20. Jahrhunder­t in Kärnten im großen Stil angebaut, verarbeite­t und genutzt. In vielen Museen und an historisch­en Stätten Kärnten sind dafür noch heute zahlreiche Belege zu finden, etwa im Freilichtm­useum Maria Saal.

Wie man Hanf bzw. Flachs „modern“verwendet, zeigt Lammer selbst vor. Er hat – im Holzkompet­enzzentrum St. Veit – schon Skateboard­s aus Hanf gebaut. Sogar Flügel für ein Kleinwindk­raftwerk. Andere Kärntner Initiative­n sind das Hirter Bio Hanfbier, Hanf-Öl und Hanftextil­ien.

Lammer geht es darum, den Trend zu regional nachwachse­nden Rohstoffen zu verstärken. Und er macht Mut – zu Hanf: „Hanf ist nicht ,böse‘. Er wächst schnell. Man braucht daher kein Unkrautver­tilgungsmi­ttel. Der Ertrag ist hoch. Die ganze Pflanze kann verwertet werden.“Hanföl bzw. Hanfsamen sind auch als „Superfood“und Kosmetikum gefragt. Hanf dämmt gut, man kann ihn als Flies oder Garn verwenden oder als Hightech-Verbundsto­ff für Türverklei­dungen. Oder Stoßstange­n.

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TRAUSSNIG Herfried Lammer, hier mit einem Skateboard aus Hanffasern, sucht Unternehme­n, die Teil der Route werden wollen
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KK Die erste Jeans – eine Lewis – war aus Hanf (und reißfest)
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Hanf-Seile nehmen weniger Feuchtigke­it auf als Baumwolle

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