Warum Hanf in Kärnten nicht mehr „böse“ist
Hanf und Flachs sollen – wirtschaftlich und touristisch – Teil einer Kärntner Themenstraße bis nach Friaul werden. Das Holzforschungszentrum St. Veit hat damit ein spannende Interreg-Projekt an Land gezogen.
Hanf, genauer gesagt: Nutzhanf, gilt als eine der ältesten und bedeutendsten Kulturpflanzen der Welt. Die ersten Seile wurden aus Fasern der Hanfpflanze gedreht. Schiffe stachen jahrhundertelang mit Segeln aus Hanf in See. Van Gogh malte auf einer Hanfleinwand. Die original LevisJeans und angeblich sogar das Papst-Gewand bestehen aus Hanf, Hanffasern durchziehen auch Geldnoten: wegen ihrer Reißfestigkeit.
Alles von gestern? Von wegen! Das St. Veiter Kompetenzzentrum Holz möchte mit zwei italienischen Partnern (THCfreien) Hanf und Flachs als nachwachsende Rohstoffe für diverse Einsatzgebiete in Wirtschaft und Industrie wieder salonfähig machen.
Laut Projektleiter Herwig Lammer soll das durch eine Themenstraße durch Kärnten und Friaul gelingen, die auch touristisch nützlich sein soll. Der (Interreg-)Projekttitel lautet „No Waste Route“, also „Straße ohne Verschwendung“.
Sowohl Flachs als auch Nutzhanf wurden bis ins 20. Jahrhundert in Kärnten im großen Stil angebaut, verarbeitet und genutzt. In vielen Museen und an historischen Stätten Kärnten sind dafür noch heute zahlreiche Belege zu finden, etwa im Freilichtmuseum Maria Saal.
Wie man Hanf bzw. Flachs „modern“verwendet, zeigt Lammer selbst vor. Er hat – im Holzkompetenzzentrum St. Veit – schon Skateboards aus Hanf gebaut. Sogar Flügel für ein Kleinwindkraftwerk. Andere Kärntner Initiativen sind das Hirter Bio Hanfbier, Hanf-Öl und Hanftextilien.
Lammer geht es darum, den Trend zu regional nachwachsenden Rohstoffen zu verstärken. Und er macht Mut – zu Hanf: „Hanf ist nicht ,böse‘. Er wächst schnell. Man braucht daher kein Unkrautvertilgungsmittel. Der Ertrag ist hoch. Die ganze Pflanze kann verwertet werden.“Hanföl bzw. Hanfsamen sind auch als „Superfood“und Kosmetikum gefragt. Hanf dämmt gut, man kann ihn als Flies oder Garn verwenden oder als Hightech-Verbundstoff für Türverkleidungen. Oder Stoßstangen.