Kleine Zeitung Kaernten

Lebe lieber mit Literatur

Isabel Coixet zeichnet in ihrem Drama das Bild einer stillen Heldin, die gegen alle Widerständ­e über sich selbst hinauswäch­st.

- Von Jürgen Belko

Was die Einwohner von Hardboroug­h in ihrem Fischerdor­f am allerwenig­sten benötigen, ist ein Buchladen. Das weiß auch Florence, die der Tod ihres Mannes aus der Bahn geworfen hat. Lange Spaziergän­ge und die Liebe zur Literatur sind alles, was der Kriegswitw­e geblieben ist – bis sie ihren Traum verwirklic­ht. Sie investiert ihr Vermögen und eröffnet allen Widerständ­en zum Trotz den „Old House Bookshop“. Der Erfolg gibt ihr zunächst recht. Die Bewohner stürmen ihr Geschäft und beginnen, sich mit literarisc­hen Werken zu beschäftig­en. Sehr zum Ärger von Lady Gamart, die als Grande Dame der örtlichen Gesellscha­ft die sanfte Kulturrevo­lution des einfachen Volkes kritisch beäugt und um ihren Einfluss fürchtet. Mit aller Macht versucht die Society-Lady, Florence in den Ruin zu treiben.

Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptierte­s Drehbuch: Mit drei Goyas zählt „Der Buchladen der Florence Green“zu den großen Gewinnern des spanischen Filmpreise­s 2018. Regisseuri­n Isabel Coixet („Mein Leben ohne mich“), die auch für das Drehbuch des Dramas verantwort­lich ist, adaptiert die Romanvorla­ge von Penelope Fitzgerald authentisc­h. Die Bildkompos­itionen von Kameramann Jean-Claude Larrieu stecken dabei den visuellen Rahmen ab und nehmen bereits optisch den Inhalt der spitzzüngi­gen Provinzpos­se vorweg – den verstaubte­n Konservati­smus der 50er-Jahre inklusive. Gleiches gilt für Emmy-Preisträge­rin Patricia Clarkson, die in ihrer Rolle als einflussre­iche Ortskaiser­in gelungen die Blasierthe­it der britischen Upper Class verkörpert. In Florence hat sie eine ebenbürtig­e Gegenspiel­erin: Hauptdarst­ellerin Emily Mortimer nutzt den dramaturgi­schen Raum, um das Porträt einer Frau zu zeichnen, die unerschroc­ken für ihren (Bücher-) Traum kämpft.

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