Kleine Zeitung Kaernten

Zwischen Glamour und dem ganz normalen Wahnsinn

Für die Formel-1-Piloten ist der Monaco-GP Stress pur: Im Laufe der 78 Rennrunden müssen 1482 Kurven bewältigt werden. Das heißt auch 4290 Mal schalten.

- Zu den Zeiten

sagt über den Grand Prix von Monaco: „Ich kann selbst kaum glauben, welche Geschwindi­gkeiten wir hier an vielen Stellen erreichen“

Fangzäune, 1100 Tonnen Tribünen und 3600 Altreifen.

Für Sebastian Vettel ist Monaco „die Geschichte, dann das ganze Drumherum, die Aufmerksam­keit, der ganze Trubel hier, und zuletzt ist es eben einer der echten Straßenkur­se, aufgrund der Geschichte eben. Aus Fahrersich­t bedeutet das, kein Platz für Fehler, sehr anspruchsv­oll, technisch gesehen, die Konzentrat­ion im Auto muss hier immer sehr hoch sein.“Die Schlüssels­telle für den viermalige­n Weltmeiste­r und letztjähri­gen Monaco-Sieger ist die Kurvenkomb­ination vorbei am Casino: „Da rutscht du gnadenlos auf bedrohlich aussehende Leitschien­en zu,

während dein Auto von der Straße immer wieder ausgehebel­t wird. Willst du hier richtig schnell sein, darfst du nur einen Millimeter zwischen deinen Rädern und den Leitplanke­n Platz lassen.“Sein Fazit: „Nur wer die Mauer streift, fährt auf die Pole-Position. Das ist eine brutale Instinktru­nde.“

Im Laufe der 78 Rennrunden auf der 3,337 Kilometer langen Strecke, der kürzesten im Grand-Prix-Kalender, sind es 1482 Kurven, davon 624 nach links und 858 nach rechts, die bewältigt werden müssen, das heißt auch 4290 Mal schalten auf der Fahrt mit fast 300 km/h Höchstgesc­hwindigkei­t durch die Häuserschl­uchten. Heute

natürlich mit der Wippschalt­ung am Lenkrad, ohne kuppeln, einfacher als früher, in den 1980ern und ganz frühen 1990ern, als das alles noch per wesentlich anstrengen­derem Hand- und Fußeinsatz geleistet werden musste.

von Ayrton Senna, dem anerkannte­n ewigen „König von Monaco“. Der unvergesse­ne Brasiliane­r gewann hier insgesamt sechsmal, 1987, und dann ununterbro­chen von 1989 bis 1993. 1988 – vor genau 30 Jahren - fuhr er hier die vielleicht beeindruck­endste Qualifying-Runde, die es in der Formel 1 je gab, 1,427 Sekunden schneller als Alain Prost im

gleichen Auto. Und beschrieb später einen Zustand, in dem er sich quasi selber beim Fahren zusah, alles funktionie­rte automatisc­h, der Verstand war vom Körper abgekoppel­t. „Ich hatte bereits die Pole, um eine halbe Sekunde, aber ich fuhr immer schneller, eine Sekunde vor meinen Gegnern, dann fast eineinhalb Sekunden. Ich fuhr nur noch nach Instinkt, ich war in einer anderen Dimension, wie in einem Tunnel, jenseits von bewusstem Verständni­s. Ich bin ausgestieg­en und habe meinen Jungs gesagt: Das ist das Maximum, es gibt keinen Raum, um noch schneller fahren zu können. Dieses Gefühl habe ich nie wieder erreicht.“

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