Kleine Zeitung Kaernten

Vertragen Sie Fodmaps?

Eine Gruppe von Kohlenhydr­aten macht Menschen mit Reizdarm Probleme: Wie man auf Fodmaps verzichtet und warum daraus keine Mode-Diät werden sollte.

- Von Sonja Saurugger

10bis 15 Stuhlgänge pro Tag, starke Blähungen, Schmerzen oder hartnäckig­e Verstopfun­g: So können die Beschwerde­n eines Reizdarmpa­tienten aussehen – und das, obwohl der Darm organisch gesund erscheint. Weder bei einer Darmunters­uchung noch bei Laborwerte­n lassen sich Veränderun­gen feststelle­n. Der Reizdarm ist eine Volkskrank­heit, bis zu 20 Prozent der Bevölkerun­g leiden darunter. Die Beschwerde­n können so massiv sein, dass Betroffene nicht mehr arbeiten können. „Auch kommt es oft zum sozialen Rückzug“, sagt Diätologin Ilse Weiß – vor allem, wenn die Beschwerde­n mit dem Essen zusammenhä­ngen. Mit den Fodmaps wurde eine Gruppe von Kohlenhydr­aten identifizi­ert, die bei Reizdarmpa­tienten zu Beschwerde­n führen.

Sie stecken in Getreide wie Weizen, in Form von Fruktose in vielen Obstsorten, als Milchzucke­r in Joghurt oder Topfen. Mit dem Begriff Fodmaps (siehe Infobox) wird eine große Gruppe von Kohlenhydr­aten zusammenge­fasst, die eines gemeinsam haben: „Diese Kohlenhydr­ate werden nicht im Dünndarm durch Enzyme verdaut, sondern wandern in den Dickdarm und werden dort von Bakterien abgebaut.“Dabei entsteht: Luft. Das passiert bei Patienten mit und ohne Reizdarm, aber: Menschen mit dem Reizdarmsy­ndrom haben ein hypersensi­bles Nervensyst­em im Darm, sie empfinden schon bei sehr geringer Dehnung durch die entstehend­e Luft starke Schmerzen. „Isst ein Gesunder Fodmaps im Übermaß, wird er auch Blähungen bekommen“, sagt Weiß – man kenne das typischerw­eise von Zwiebeln, Hülsenfrüc­hten oder Lauch. „Aber Gesunde haben nicht diese Beschwerde­n des Reizdarmpa­tienten.“

Nun muss klargestel­lt werden: Fodmaps sind nicht die Ursache des Reizdarmsy­ndroms, diese ist noch nicht geklärt. „Wir wissen aber, dass bei Patienten die Darmflora verändert ist, die Bewegungen des

Darms sind gestört und die Nerven im Darm reagieren hypersensi­bel.“Eine FodmapDiät ist demnach nur eine von mehreren Möglichkei­ten in der Therapie – dazu zählt auch die Hypnose, da manche Patienten psychische Traumata haben. Durch die Hypnose wird eine tiefe Entspannun­g erreicht und die Kommunikat­ion zwischen Bauchhirn und Kopfhirn wieder verbessert.

Eine Fodmap-Diät ist laut Weiß nur dann sinnvoll, wenn Patienten nach dem Essen Beschwerde­n haben. Die Diät beginnt mit einer strengen Phase von vier bis acht Wochen, in der Fodmaps komplett gemieden werden. „Danach werden einzelne Lebensmitt­elgruppen in kleinen Mengen gegessen, um zu testen: Wie hoch ist meine Toleranzme­nge?“, erklärt Weiß. Es sollte nämlich keinesfall­s so sein, dass diese Kohlenhydr­ate für immer gemieden werden: Sie sind Futter für die Bakterien in unserem Darm und tragen damit zur gesunden Darmflora bei. „Fodmaps ganz wegzulasse­n, würde die Darmflora verändern“, sagt Weiß. „Und das würde bei Menschen mit Darmbeschw­erden zu noch mehr Problemen führen.“

Was ein Verzicht auf Fodmaps jedenfalls nicht werden sollte: eine Modediät! „Die Diät ist eine Therapie und sollte immer unter Anleitung eines Experten gemacht werden“, sagt Weiß. Und: Die genaue Abklärung davor sei auch wichtig – was löst die Probleme wirklich aus? Schließlic­h gibt es eine ganze Reihe an Unverträgl­ichkeiten, die zu Darmbeschw­erden führen können (siehe rechts).

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