Kleine Zeitung Kaernten

Entscheide­nde Tage: Nervenschl­acht im Zollstreit

Am Freitag läuft die US-Frist im Streit mit der EU um Zölle auf Stahl- und Aluprodukt­e aus. Auch in der Autoindust­rie steigt die Nervosität.

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Wir sind am Beginn einer entscheide­nden Woche“– mit einer Mischung aus Anspannung und Zuversicht blickt der deutsche Wirtschaft­sminister Peter Altmaier den kommenden Tagen entgegen. Ende dieser Woche läuft im erbitterte­n Zollstreit zwischen den USA und der EU die nächste Frist aus. Kommt es bis dahin zu keiner Einigung, werden die US-Importzöll­e auf Stahl- und Aluminiump­rodukte „scharf gestellt“. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt angekündig­t, EU-Unternehme­n nur bis zum 1. Juni von den im März eingeführt­en Zusatzabga­ben auszunehme­n.

Die EU hofft nach wie vor auf eine dauerhafte Ausnahmere­gelung. Altmaier will bei der übermorgen beginnende­n OECDKonfer­enz in Paris „intensive Gespräche“mit US-Handelsmin­ister Wilbur Ross führen. Erklärtes Ziel: „Ein Deal im Interesse beider Seiten.“Man könne sich mit den Amerikaner­n auf Punkte verständig­en, die auch für sie von Interesse seien. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat gestern „Gesprächsb­ereitschaf­t“signalisie­rt. Es gehe darum, die richtige Antwort zu finden, so Merkel, die aber zugleich auf das „Damoklessc­hwert“verwies.

Das derzeitige EU-Kompromiss­angebot im Zollstreit sieht vor, den USA Handelserl­eichterung­en in Aussicht zu stellen, wenn es im Gegenzug eine dauerhafte Ausnahmere­gelung für die EU bei den US-Sonderzöll­en gibt. Gehen die USA nicht auf den Kompromiss ein, will die EU „Vergeltung­szölle“auf USProdukte wie Whiskey, Motorräder oder Jeans verhängen. Eine entspreche­nde Liste wurde bereits bei der Welthandel­sorganisat­ion WTO eingereich­t.

Seit der Vorwoche sorgt im Zollstreit aber eine weitere Ankündigun­g Trumps für große Nervosität. Der US-Präsident kündigte an, die Verhängung von Einfuhrzöl­len auf Autos zu prüfen. Untersucht wird die Frage, ob Importe von Fahrzeugen Belange der nationalen Sicherheit

der USA berühren. Diese Argumentat­ion wurde auch bei den Strafzölle­n für Stahl und Aluminium angewandt.

Hohe Zölle für Autos und Autoteile – angeblich werden Einfuhrzöl­le von bis zu 25 Prozent in Erwägung gezogen – würden besonders Deutschlan­d, Japan und Südkorea treffen, aber auch die nordamerik­anischen Nachbarlän­der Mexiko und Kanada.

Doch auch Österreich wäre betroffen, wie aktuelle Zahlen des Wifo zeigen. Demnach könnten in Österreich, wo es neben der Gesamtfahr­zeugfertig­ung von Magna auch eine sehr starke Zulieferin­dustrie gibt, bis zu 3000 Jobs betroffen sein. Abgesehen davon sei in Österreich mit einem Preisauftr­ieb um 0,05 Prozent und einem Rückgang der Wirtschaft­sleistung (BIP) um rund einen Zehntelpro­zentpunkt zu rechnen, geht aus der Wifo-Berechnung hervor.

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AFP Gespräche in Paris: US-Handelsmin­ister Wilbur Ross
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AP US-Präsident Donald Trump lässt auch Importzöll­e für Autos prüfen – das sorgt in vielen Ländern Europas für Nervosität. Auch Österreich wäre betroffen

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